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Griechenland: Die Deutungshoheit der Ahnungslosen und die altbekannten Interessenvertreter

Die Reaktion der publikationsstarken Öffentlichkeit war zu erwarten gewesen, mit einem Wahlsieg der linken Partei SYRIZA in Griechenland soll – so die einhelligen Statements in der Presse – durch die Aufgabe der “Spar”programme die Schuldenkrise “zurückkehren”. Da die Abkehr von den Programmen aber laut der überwältigenden Meinungsphalanx der Medien und >Experten< “wirtschaftlicher Selbstmord” (SPIEGEL Online) wäre, ist eine Partei mit solchen – offenbar für viele “zermürbte” (ZEIT Online) Griechen – attraktiven Vorschlägen natürlich “linkspopulistisch” (Stern). Und natürlich sind sich alle einig, diese Wahl wollten die Griechen nicht (“Die Griechen wollen nicht wählen, doch sie werden es müssen” – n-tv). Die Kategorie “kein Grieche” besteht in diesem Fall aus 41,8% der Griechen1. Die Tagesschau stellte nach ihrer “hochwissenschaftlichen” Umfrage von vier Personen in einer Bar verblüfft fest, vier unterschiedliche Meinungen zu den Neuwahlen vorzufinden, als wolle sie sagen: Was für eine konfuse, instabile Demokratie dieses Griechenland. Weiterlesen

  1. laut SZ: Umfrage vor Weihnachten durch Kapa Research []
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Nicht mal ein Gerichtsverfahren – Geschworene im Fall Michael Brown offenbar massiv beeinflusst

Polizist Darren Wilson, der den unbewaffneten – offenbar eines geringfügigen Verbrechens verdächtigten – afroamerikanischen Jugendlichen Michael Brown mit 6 Schüssen1 tötete, wird nicht in einem Gerichtsverfahren angeklagt. Diese Entscheidung traf ein 12-köpfiges Team von Geschworenen2 – eine sogenannte Grand Jury. Nachdem die Jury-Dokumente (Beweise, Gutachten, Zeugenaussagen, Kommentare und eingereichte Informationen der Staatsanwaltschaft) vorliegen, kommen Zweifel auf, dass die Geschworenen ihre Entscheidung gänzlich ohne manipulative Eingriffe seitens der Staatsanwaltschaft treffen konnten. Die Verweigerung eines Gerichtsverfahrens durch eine Grand Jury ist ein äußerst seltener Vorgang: Nur in 11 von 162.500 Fällen kam dies 2009/20103 vor. Weiterlesen

  1. Wilson feuerte 12 Schüsse auf Brown ab []
  2. 9 weisse, 3 schwarze Geschworene []
  3. Bureau of Justice Statistics, die Anzahl bezieht sich auf bundesgerichtliche Verfahren []
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NATO-Hausmeister Krause an der Uni Kiel

Am Freitag (21.11) sprach Herr (Prof. Dr.) Joachim Krause vom “Institut für Sicherheitspolitik” an der Universität Kiel, der dieses Institut angehört. Es war die “Night of the Profs”, zu der jedes Jahr öffentliche Vorträge aus unterschiedlichsten Fachbereichen unter einem bestimmten Stichwort organisiert werden. Diesmal lautete das Stichwort “Träume”.

Was Herrn Krause anbelangt, so sollte man wissen, dass sein “Institut für Sicherheitspolitik” eine bestimmte Ausrichtung trägt. Um diese zu erkennen, braucht man nur einen Blick auf die Seite des Instituts zu werfen. Die dort genannten “Partner” sind u.a. das Aspen Institute, das “Center for a New American Security”, Chatham House, sowie das “NATO Center of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters”. Es handelt sich also um ein Milieu, das überaus transatlantisch und NATO-affin ausgerichtet ist, und in dem überdies Führungspersonen aus transnationalen Konzernen der Rüstungs- und Ölindustrie, sowie aus dem Investmentbanking sich gern einbringen. Herr Krause selbst ist für jene, die Texte von ihm gelesen haben, ebenfalls als überaus NATO-affine Person zu erkennen, die nichts Kritisches über die USA kommen lässt (was noch sehr zurückhaltend formuliert ist). In der Anlaufphase des letzten Irakkriegs etwa (jener Krieg, der dann mit der Lüge um die Massenvernichtungswaffen begonnen wurde und viele hundert tausend Menschen tötete1 ) äußerte er klare Sympathien für die US-Politik, als er die deutsche Position als „von undifferenziertem Pazifismus und Amerikakriti­schem Populismus charakterisiert“ bezeichnete2. Dieser Herr Krause konnte dem Publikum, das sich auf den Vortragsabend zum Thema “Träume” freute, nun also als Einstiegsvortrag seine Inhalte zum Stichwort verkünden, die er unter dem Titel “Der Traum vom Frieden und die gegenwärtige internationale Lage” stellte. Weiterlesen

  1. siehe “Mortality after the 2003 invasion of Iraq: a cross-sectional cluster sample survey”, Burnham, Lafta, Doocy & Roberts, 2006 []
  2. Siehe “Die Krise um den Irak und die internationale Ordnung”, Joachim Krause, Januar 2003, www.ispk.uni-kiel.de/de/publikationen/upload-working-paper/kazs_4.pdf []
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Politrenter Paul: Der Tanz um’s goldene Kalb

Politrentner Paul, der noch eine Zeit kennengelernt hat, in der man in der Politik nicht mit Stolz verkünden konnte, dass das Gemeinwesen nun dem Diktat der Finanzmärkte unterworfen wurde, unternimmt heute einen Kurzausflug in die Gedankenwelt zweier gemeinhin bekannter Christen. Weiterlesen

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Politrentner Paul: Attac ist gemeinnützig!

Politrentner Paul, der zu jenen rund 27 000 Menschen hierzulande gehört, die in Attac eine Plattform für gemeinschaftliches Wirken in Richtung mehr Demokratie  gefunden haben, musste nun mit ansehen, wie den Sachverwaltern der Postdemokratie seine Organisation offenbar zu erfolgreich in Sachen Aufklärung und gesellschaftliche Teilhabe geworden ist… Weiterlesen

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No 172

“Nachrichterschaffende sind dafür empfänglich, bürokratische Berichte als Fakten zu betrachten, da das Nachrichtenpersonal daran Teil nimmt, eine normative Ordnung von autorisierten Wissenden aufrechtzuerhalten. Reporter arbeiten mit der Einstellung, dass Amtspersonen das wissen sollten, von dem es ihr Job ist, es zu wissen. […] Im Besonderen wird ein Nachrichtenschaffender die Wissensbehauptung von Amtsträgern nicht einfach als eine Behauptung behandeln, sondern als ein zuverlässiges, qualifiziertes Stück Wissen. Dies kommt einer moralischen Arbeitsteilung gleich: Amtsträger geben die Fakten; Reporter erhalten sie bloß.”1

(Mark Fishman, US-amerikanischer Soziologe – Manufacturing the News, Übers. Maskenfall)

  1. Original: “Newsworkers are predisposed to treat bureaucratic accounts as factual because newspersonnel participate in upholding a normative order of authorized knowers in the society. Reporters operate with the attitude that officials ought to know what it is their job to know. […] In particular, a newsworker will recognize an official’s claim to knowledge not merely as a claim, but as a credible, competent piece of knowledge. This amounts to a moral division of labor: officials have and give the facts; reporters merely get them. []
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Sigmar der Freihandelskasper

Jens Berger unterzieht der Haltung Sigma Gabriels und der SPD zu TTIP und CETA einem Reality-Check.

TTIP und die Dreifaltigkeit von Sigmar Gabriels SPD

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No 171

Dänische Zusagen, die Anstrengungen gegen Roj-TV1 zu verstärken – als Teil der Maßnahmen, die der Türkei2 angeboten wurden dafür, dass sie die Anstellung des ehemaligen Ministerpräsidenten Rasmussen als NATO-Generalsekretär nicht blockiert – haben der Untersuchung einen weiteren Impuls gegeben, während sie zudem leitende Amtsträger dazu veranlassten, vorsichtig aufzutreten, um den Eindruck einer Gegenleistung zu vermeiden (z.B. die Freiheit der Meinung im Austausch für einen hochrangingen Posten zu opfern). […]
Zweimal hat die dänische Rundfunk- und Fernsehbehörde über die Angelegenheit entschieden, zu dem Schluss kommend – nachdem sie Fernsehbildmaterial, das von türkischen Behörden bereitgestellt wurde, überprüft hatte – dass das Programm von Roj-TV nicht zu Hass, Gewalt animiert oder anderweitig Minderjährige korrumpiert. […]
[…] es wurden keine eindeutigen Belege dafür gefunden, um den Sender mit der PKK in Verbindung zu bringen. […]
Sörensen (Rechtsberaterin des dänischen Geheimdienstes, Ergänzung Maskenfall) schlug vor, dass die dänische Regierung nochmals versuchen sollte Roj-TV wegen Steuervergehens zu belangen […]
Beide (Staatsanwalt und Rechtsberaterin, Ergänzung Maskenfall) wären – wie immer – sehr dankbar für jede US-geheimdienstliche Information, die für das Verfahren hilfreich sein könnte.[…]
Wir empfehlen, dass wir […] frühzeitig an die Dänen herantreten, damit […] wir sie anregen den Sender mit kreativen Mitteln zu unterbrechen oder zu schließen.

Geleakte Nachricht der US-Botschaft in Kopenhagen (Wikileaks)

(Übersetzung Maskenfall)

  1. kurdischer TV-Sender in Dänemark []
  2. NATO-Mitglied in geostrategisch wichtiger Position []
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Super Aufklärung gegen “sparen”

Plusminus über die Folgen, wenn die “schwäbische Hausfrau” eine Volkswirtschaft berät.

Vielleicht sind auch folgende Maskenfall-Artikel für dieses Thema hilfreich:

Eurozone: In die wirtschaftliche Depression gekürzt!? – Ein Krisenvergleich

“Die Mitte” in der EU – ein gefährliches Ideologiekartell in der Krise

 

Bemerkung:

Gemeint ist offensichtlich die Entwicklung der Lohnstückkosten und nicht die Lohnentwicklung

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Was heißt hier Pressefreiheit? – Mechanismen der Meinungsmache in deutschen Medien

Andreas Meyer thematisiert in diesem Gastartikel Mechanismen, die der Meinungsmache in (deutschen) Medien zugrunde liegen.

“Putin ist der Böse – Wir sind die Guten“

In der Ukraine-Krise offenbaren die Nachrichten, Berichte und Kommentare der deutschen “Leitmedien“1 ein Ausmaß an Manipulation und Propaganda, das selbst die überrascht, die sich hinsichtlich der Qualitätsansprüche dieser Presse schon lange keine Illusionen mehr machen.
So wird Putin in primitivster Weise in Wort und Bild dämonisiert und der ganze Konflikt auf seine Person zugeschnitten. Informationen, die diese Sichtweise infrage stellen, werden unterschlagen oder an den Rand gedrängt. Neben der einseitigen Auswahl sind viele Nachrichten durchsetzt von ideologischen Begriffen und politischen Bewertungen (“russische Separatisten“, “prowestliche Maidan- Aktivisten“) Kommentare und Nachrichten werden längst nicht mehr getrennt.
Unter dem Strich erscheint in den Medien eine Einheitserzählung, in der sich auf der einen Seite die “Freiheitskämpfer auf dem Maidan“, unterstützt durch die EU und die USA, den Weg in die Demokratie und Freiheit bahnen. Auf der anderen Seite steht das nationalchauvinistische Reich des bösen Putins mit seiner barbarischen Soldateska in der Ostukraine. Das alles drückt sich auch in entsprechenden Schlagzeilen der sog. Leitmedien aus: “Genug gesprochen“ (Tagesspiegel), “Stärke zeigen!“ (FAZ), “Jetzt oder nie!“ (zu Sanktionen, in: Süddeutsche Zeitung), “Ende der Feigheit“ (Spiegel), “Benimmregeln für Putin“ (taz).
Auch in den Nachrichten und politischen Kommentaren des Deutschlandfunks sowie in den Moderationen und Berichten der Tagesthemen oder des heute – Journals wird eine ähnliche Rhetorik benutzt.
An dieser Stelle soll der Ukraine-Konflikt nicht analysiert werden, da es hier um die Manipulationsmechanismen des Mainstream-Journalismus gehen soll. Doch ein Blick auf alternative Blogs im Internet oder in die noch verbliebenen kritischen Magazine und Berichte in den Nischen der “Qualitätsmedien“ verdeutlicht, dass sich dieser Konflikt nicht mit dieser primitiven Schwarz-Weiß-Schablone abbilden lässt. Doch hier scheint es schon längst nicht mehr um seriösen Journalismus zu gehen, sondern nur noch um Propaganda. Weiterlesen

  1. Darunter werden in der Selbstbeschreibung der Medien in der Regel überregionale Zeitungen wie die ZEIT, der Spiegel, die FAZ, die Süddeutsche Zeitung, die Welt, die Frankfurter Rundschau sowie die Nachrichtensendungen und Politmagazine von ARD, ZDF und des Deutschlandfunks verstanden. []