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Das außenpolitische Prinzip der Bundesregierung offenbart sich

Man muss sie zur Kenntnis nehmen, jene Aussagen, die erst kürzlich durch die Bundespressekonferenz schallten und die wieder einmal ein diagnostisches Stück Zeitgeschichte sind, indem sie das Weltverständnis abbildeten, von dem die oberste Führungsriege hierzulande ihre Bürgerinnen und Bürger überzeugen will:

Aus unserer Sicht ist der mittlere Osten der Welt etwas schuldig. Seit Jahren bemüht sich die internationale Gemeinschaft und auch Deutschland darum, bei den vielen Krisen und Konfliktherden in der Region – Herr Seibert hat einige von ihnen aufgezählt, im Jemen, in Syrien, im Irak, im Nahost-Friedensprozess und anderswo, dazu beizutragen, dass die Konflikte eingedämmt und irgendwie die Krisen überwunden werden können.“

(Martin Schäfer, Sprecher des Auswärtigen Amtes, Bundespressekonferenz vom 4.1.2016 [1])

Siehe v.a. das Kurzvideo von Tilo Jung dazu, der dankenswerter Weise derartige Skurrilitätsspitzen auch für diejenigen festhält, die nicht die Zeit und kreislaufbezogene Stabilität mitbringen, sich Bundespressekonferenzen regelmäßig in voller Länge [2] anzuschauen:

„Grotesk: Der Mittlere Osten soll >>der Welt etwas schuldig<< sein“ [1] (BPK-Ausschnitt von Tilo Jung auf YouTube)

Was soll man noch sagen? “Deutschland“ und “die internationale Gemeinschaft“ “bemühen sich darum”, dass “Konflikte eingedämmt“ und “die Krisen überwunden werden können“? Wer seit Jahrzehnten das außenpolitische Geschehen verfolgt, weiß, dass der Ausdruck “die internationale Gemeinschaft“ stets als sprachliches Mittel der Zwangsgruppierung gebraucht wurde, bei dem weite Teile der Weltbevölkerung dem Willen letztlich der Eliten an der Spitze einiger Industrieländer unterworfen wurden, wobei man das Ganze auch noch wie Demokratie aussehen lassen will.

Und das Ergebnis dieses Prozesses, der durch Willkür (Erst ist x ein aufzurüstender Verbündeter, dann ist er ein zweiter Hitler; Mal gilt das Völkerrecht, mal gilt es nicht), Unverantwortlichkeit („We came, we saw, he died“ [3]1 [4], „We think the price is worth it“ [5]2 [6] ) und mangelnde Rechenschaftspflicht (Wurden Kriege der letzten Jahrzehnte, ihre Lügen und Konsequenzen je öffentlich evaluiert und gab es ernsthafte öffentliche Aufarbeitung?) ihr Unwesen treiben, kann diese Weltbevölkerung nun in beschleunigter Weise seit 2001 bestaunen.

Wer hier noch ernsthaft den Ausdruck “schuldig” auf den “Mittleren Osten” und “die Welt” anwendet (und zwar in der genannten Rollenverteilung), muss schon sehr vom kollektiven geschichtlichen Tunnelblick überzeugt sein. Man kann jedoch auch das Positive an derartigen Aussagen betrachten. Nun offenbart sich endgültig, nach wessen Prinzipien die Außenpolitik hierzulande gestaltet wird, es sind jene von Pippi Langstrumpf: “Zwei mal drei macht vier, widdewiddewitt und drei macht neune, ich mach’ mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.”

Für all die nachrückenden Generationen, die erst allmählich zu politischem Bewusstsein gelangen, kann man indes wohl nicht häufig genug erwähnen, dass in früheren Zeiten zwei mal drei durchaus noch sechs ergab. Einige, die daran erinnern, seien nachfolgend erneut aufgeführt:

“Vor unseren Augen werden inoffizielle Kriege angezettelt, überall auf der Welt werden Ausländer und Amerikaner gleichermaßen per Dekret des Präsidenten ermordet. Der >>Krieg gegen Terror<< verwandelt sich in eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Kann solch ein >>Krieg<< jemals enden? Und was geschieht mit uns, wenn wir endlich sehen, was direkt vor unseren Augen verborgen war?”

(Jeremy Scahill, Dirty Wars – Schmutzige Kriege [7], Dokumentation von 2013)

“Michael Lüders zur >>Ursünde<< und den Chaosstiftern im Nahen und Mittleren Osten” [8]

“Breaking The Silence – Truth And Lies In The War On Terror” [9] (John Pilger, 2003)

 

  1. Hilary Clinton zur Beseitigung von Gaddafi, in einem Libyen, das nun im Chaos versinkt [ [10]]
  2. Madelaine Albright zu den hunderttausenden gestorbenen Kindern aufgrund von UN-Totalsanktionen gegen den Irak in den 90er Jahren [ [11]]