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No 248

“Das tiefsitzende konservative Element wie auch der autoritäre Charakter werden durch Hayeks permanente Selbstinszenierung als Hüter liberaler Werte auf den ersten Blick verdeckt. Aber schon seine Herleitung der Marktwirtschaft als spontaner Ordnung begründet ein Verhältnis struktureller Gewalt, denn Spontaneität steht hier für nichts anderes als die universelle Umschreibung unverrückbarer objektiver (Sach-)Zwänge. Diese Gewalt ist nicht (oder nur in Ausnahmefällen) der offene äußere Zwang einer autoritären Regierung oder eines (wohlmeinenden) Diktators. Sie ist nicht personell identifizierbar, weil sie durch die unpersönlichen Kräfte des Marktes ausgeübt wird, denn es sind die »anonymen Märkte«, die soziale Einschnitte einfordern oder Massenentlassungen erzwingen. Dies hat den Vorteil, daß die dahinter liegenden Partikularinteressen der Reichen und Mächtigen überdeckt werden. Hayek baut auf die Verinnerlichung der Zwänge in den Subjekten, die sich den unverrückbaren Gegebenheiten anpassen sollen. Hayeks Individualismus steht deshalb für einen Prozeß der Anpassung, seine Vorstellung von Freiheit für Demut und Unterwerfung gegenüber den Marktverhältnissen.”1

(Ralf Ptak, Ökonom – Grundlagen des Neoliberalismus, in: Butterwegge, Lösch, Ptak und Engartner, Kritik des Neoliberalismus, 2007)

  1. Für Angela Merkel handelt es sich – wie ihr Gastbeitrag in der Financial Times von 2005 aufzeigt – hierbei um eine Inspirationsquelle (von der wir alle in der “marktkonformen Demokratie” betroffen sind): “In seinem Werk arbeitete Hayek mit bestechender Logik und überzeugenden Argumenten heraus, dass es dabei vor allem um die Gewährleistung individueller Freiheit als Voraussetzung für Fortschritt und Prosperität einer Gesellschaft geht, also vor allem um den gesetzgeberisch garantierten Schutz des Bürgers vor staatlicher Willkür und vor ungerechtfertigtem Zwang. Dies bedeutet vor allem die Gleichbehandlung der Bürger durch die vom Staat erlassenen Gesetzes- und Verhaltensregeln. Individuelle Freiheit setzt zudem voraus, dass dem Einzelnen ein privater Bereich, insbesondere sein Eigentum, gesichert ist, in den andere nicht eingreifen können, auch nicht durch auf demokratischem Wege zustande gebrachte Mehrheitsbeschlüsse.” []

Jascha Jaworski

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