Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken
0

Kurzkommentar zum “Misstrauensvotum” gegen Jeremy Corbyn

“Der britische Labour-Chef Corbyn hat eine Misstrauensabstimmung in seiner Fraktion deutlich verloren – mit 172 zu 40 Stimmen. Das Votum hat aber keine unmittelbaren Konsequenzen.”

(tagesschau.de, “Misstrauensvotum – Klare Niederlage für Labour-Chef Corbyn”, 28.6.2016)

Der Brexit wird auf vielerlei Weisen auszubeuten versucht. In der Labour Party u.a., indem die Konterrevolution geprobt wird. Hier zeigt sich einmal mehr, wie weit sich ein neoliberales Establishment von seiner sozialfortschrittlichen Basis entfernt hat. Die Labour Abgeordneten waren schockiert, dass ein Jeremy Corbyn, der sich für die “einfachen” Bürger*innen einsetzt, gegen imperiale Kriege eintritt und für die Rückverteilung vom 1% an die 99% einsteht, das beste Ergebnis in der Geschichte der Partei erzielte und somit die Filter der zementierten Macht passieren konnte, v.a. aber das bleierne Märchen von der Alternativlosigkeit als eben ein Märchen zu enttarnen vermag. Nun nutzen sie natürlich die erstbeste Gelegenheit, um den Versuch zu unternehmen, diesen “gefährlichen” (da wirklich im Dienste der Basis stehenden) Chef zu beseitigen. Mit einem Abstimmungsergebnis, das noch nicht einmal den Schein von inhaltlicher Kontroverse und Pluralität in der Speckschicht der Partei simuliert. Man kann nur hoffen, dass die Leute sich die Besatzung ihres Gemeinwesens durch die “Grauen Herren im Neoliberalismus” nicht länger bieten lassen, ob in Großbritanniens Labour Party oder den anderen Ländern des jahrzehntelangen “There is no alternative”.

Nachtrag 30.6.:

Die langjährige Labour Abgeordnete Diane Abbott, die zu Jeremy Corbyn als Parteichef steht, hat einen unverblümten Gastartikel im Guardian zu den Geschehnissen verfasst:

“This attempt to hound Jeremy Corbyn out of the leadership has been planned for months and was entirely outside the rules. Blaming him for the Brexit vote was just a pretext.”

(Diane Abbott, “This is not Labour MPs vs Corbyn. They’re at war with party members”, The Guardian, 29.6.2016)

Jascha Jaworski

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.