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“PEGIDA” und ihre kostümierten Eltern

Wir verweisen auf zwei gelungene Artikel, die sich mit den grundlegenderen Ursachen der “PEGIDA”-Proteste auseinandersetzen und dabei wichtige Aspekte für all jene liefern, die sich einer noch reaktionäreren gesellschaftlichen Zukunft entgegenstellen wollen:

“PEGIDA – Ohne Korrektur der Politik wird dieser oder ein ähnlicher Protest vermutlich zum Dauerproblem” (Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 17.12.)

“>>PEGIDA<< und der Neoliberalismus” (Patrick Schreiner, annotazioni.de, 17.12.)

Das Problem der öffentlichen Meinung bei der Auseinandersetzung mit negativen Phänomenen wie “PEGIDA” ist natürlich, dass solche Erklärungen, die dem grundlegenden Zeitgeist zuwiderlaufen, gar nicht erst als Erklärung in Betracht kommen. Das liegt wahrscheinlich weniger daran, dass die Menschen nicht in der Lage wären, den Neoliberalismus zu erkennen, wenn man ihnen selbigen vor Augen führt, eine Bewusstseinsbildung wird vielmehr durch jene Akteure verhindert, die ihn eben als einzig mögliche Realität “vermarkten” wollen und dabei am Hebel der veröffentlichten Meinung sitzen (für Marxist*innen freilich ein alter Hut). Hierbei wird das Feld der politischen Auseinandersetzung jedoch zusätzlich chaotisch, dadurch, dass der Neoliberalismus gern im progressiven Kostüm auftritt. Mit Homosexualität, mit Frauen, mit Minderheiten und Hautfarbe etc. hat er oberflächlich betrachtet keine Probleme, im Gegenteil, Ressentiments stünden sogar der Herausbildung eines Weltmarktes und  der ökonomischen Transnationalisierung im Wege. Er bemüht daher eine progressive Rhetorik (und viele seiner VerfechterInnen meinen dies wahrscheinlich auch ehrlich und fühlen sich wahrhaft progressiv). Dahinter jedoch liegt die totale soziale Ausgrenzung, sowie die konkurrenz- und kommerzbasierte Entmenschlichung, die genau jene Phänomene hervorbringt, gegen die man sich oberflächlich betrachtet doch positioniert hat. Durch dieses Tarnkostüm kommt es dann auch dazu, dass die “PEGIDA”-Leute von den Mainstreammedien als einer “linksgerichteten Presse” sprechen, die sie diffamiere. Hiermit wird eine Auffassung zum Ausdruck gebracht, die einem als Linker Beleg dafür sein kann, wie grandios das Marketing der Neoliberalen ist.

Jascha Jaworski

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