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No 693

“GENF (10. Oktober 2024) – Israel hat im Rahmen eines umfassenderen Angriffs auf Gaza eine konzertierte Politik der Zerstörung des Gesundheitssystems in Gaza begangen, bei dem es Kriegsverbrechen und das Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Vernichtung durch unerbittliche und vorsätzliche Angriffen auf medizinisches Personal und medizinische Einrichtungen begeht, erklärte die unabhängige internationale Untersuchungskommission der Vereinten Nationen für das besetzte palästinensische Gebiet, einschließlich Ostjerusalem und Israel, heute in einem neuen Bericht.
Die Kommission untersuchte auch die Behandlung palästinensischer Häftlinge in Israel sowie israelischer und ausländischer Geiseln in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 und kam zu dem Schluss, dass Israel und palästinensische bewaffnete Gruppen für Folter und sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt verantwortlich sind.”1

(Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte – UN Commission finds war crimes and crimes against humanity in Israeli attacks on Gaza health facilities and treatment of detainees, hostages, Pressemitteilung des OHCHR, 10.10.2024, Übers. Maskenfall)

  1. Anm. JJ: Ohne Worte. Diese Meldung zeitgleich zu einem Statement des Bundeskanzlers, der stolz darauf verweist, dass Deutschland weiterhin eifrig Waffen nach Israel liefern wird. Während zugleich ein Protestcamp verboten wird, weil Greta Thunberg von der deutschen Polizei als gewaltbereit eingestuft wird (Polizei und Innenministerium missbrauchen offenbar ihre Befugnisse und verstoßen scheinbar gegen das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit und Freiheit der Meinungsäußerung). Und während in den Talkshows rauf und runter Rechtfertigungen für das brutale israelische Vorgehen mit Faktenfreiheit an den Haaren herbeigezogen werden, durch die bloße Macht der Mehrzahl, die keineswegs repräsentativ für die Bevölkerung ist, dies aber suggieren soll. Liebe Mitinsassinnen und Mitinsassen, wir leben in einer Art landesweiten Psychiatrie, nur dass hier dringend Gesellschaftspathologien zu behandeln wären und das Leitungspersonal den schwerwiegendsten Behandlungsbedarf aufweist. Amüsant ist es nicht, es ekelt und schockiert mich. Es macht fassungslos. []
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No 692

“Einen Satz! Der israelische Ministerpräsident kam heute hierher und sagte, dass Israel von denen umgeben ist, die es zerstören wollen […]. Wir sind hier als Mitglieder eines muslimisch-arabischen Komitees, beauftragt von 57 arabischen und muslimischen Staaten. Und ich kann Ihnen an dieser Stelle sehr eindeutig sagen, alle von uns wollen sofort die Sicherheit von Israel garantieren im Zuge eines Endes der Besatzung Israels und der Akzeptanz gegenüber dem Zustandekommen eines palästinensischen Staates […]. Er ist es, der die Gefahr erzeugt, weil er keine Zwei-Staaten-Lösung will. Können Sie die israelischen Regierungsvertreter fragen, wie ihr Endspiel lautet? Außer bloß Kriege, Kriege, Kriege? Ich sage Ihnen, alle von uns hier in der arabischen Welt wollen einen Frieden, in dem Israel in Frieden und Sicherheit lebt, akzeptiert und in normalen Beziehungen mit allen arabischen Staaten, im Kontext eines Endes der Besatzung, des Rückzugs aus arabischen Territorien, der Akzeptanz des Zustandekommens eines unabhängigen palästinensischen States in den Grenzen von 1967 kombiniert mit Jerusalem als Hauptstadt. Das ist unsere Erzählung. Und wir werden Israels Sicherheit in diesem Kontext garantieren. Können Sie die Israelis fragen, was ihre Erzählung ist? Abgesehen davon, weiterhin in den Krieg zu ziehen, dieses und jenes zu zerstören? Das Ausmaß des Schadens, den israelische Regierungen angerichtet haben. 30 Jahre der Anstrengungen, um Menschen davon zu überzeugen, dass Frieden möglich ist, diese israelische Regierung hat sie zerstört. Das Ausmaß von Dehumanisierung, Hass, Verbitterung, es wird Generationen brauchen, um wieder daraus zu navigieren. Schlussendlich ist somit die Frage: Wir wollen Frieden und wir haben einen Plan für den Frieden vorgelegt. Fragen Sie irgendeinen israelischen Regierungsvertreter, was sein Plan für den Frieden ist. Sie werden nichts hören. Weil Sie stets nur über den ersten Schritt nachdenken, der da lautet: Wir werden Gaza zerstören, den Libanon zerstören. Und danach haben sie keinen Plan. Wir haben einen Plan. Wir haben keinen Partner für Frieden in Israel. Es gibt einen Partner für Frieden in der arabischen Welt. Und das ist der Grund, weshalb die internationale Gemeinschaft sich bewegen muss.”

(Ayman Safadi, Außenminister Jordaniens – Ergänzung auf der Pressekonferenz des muslimisch arabischen Komitees in New York vom 27.9.2024, Twitter-Kanal des jordanischen Außenministeriums, 28.9.2024, Übers. Maskenfall)

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No 691

“Eine der aussagekräftigsten Stimmen ist die eines Soldaten, Yishai Rosen-Zvi, der sich weigerte, im besetzten Westjordanland zu dienen und der >>den riesigen Bluff des israelischen Establishments<< beschreibt und hinzufügt: >>[Jede] Kritik an der Politik wird als Antisemitismus bezeichnet, [wobei] die Kritik an der Politik des eigenen Landes das einzig Patriotische ist, das man tun kann.<<
Seine Worte sind prophetisch. Eine orchestrierte, von Zionisten geführte Kampagne gegen >>Palestine is Still the Issue<< [Doku 2002, Anm. JJ] wurde gestartet, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten von Gruppen, die den Film nicht gesehen hatten. Jede von ihnen verschickte E-Mail hatte ein allgemeines Thema: >>Antisemitismus<< – eine frühe Version von >>Bots<< in sozialen Medien. Pilger und seine Familie erhielten Morddrohungen.
In Großbritannien führte die Independent Television Commission, damals die Regulierungsbehörde für kommerzielles Fernsehen, eine dreimonatige Untersuchung durch und kam zu dem Schluss, dass >>Palestine is Still the Issue<< >>fair und ausgewogen<< sei und nicht gegen die Klausel zur >>gebotenen Unparteilichkeit<< im Rundfunkgesetz von 1990 verstoßen habe. Die Jury lobte die historische Genauigkeit des Films, sowie die >>Sorgfalt und Gründlichkeit, mit der er recherchiert wurde<<. >>Palestine is Still the Issue<< gewann mehrere internationale Preise.”1

(Editoren von johnpilger.com – Palestine Is Still The Issue, Website johnpilger.com, abgerufen am 22.9.2024, Übers. Maskenfall)

  1. Anm. JJ: Diesmal ein sehr verzögertes “Sonntagszitat”. Die Dokumentation von John Pilger über Palästina von 2002 ist sehr empfehlenswert, um in kurzer Zeit ein Bild davon zu bekommen, was im Konflikt Israel-Palästina vor sich geht und wie verzerrt die Darstellung im Mainstream vieler westlicher Länder ist. Würde Pilger den heutigen Krieg, der auf einen Völkermord hinauszulaufen droht, mitbekommen, wäre er sicherlich wenig erstaunt, hätte jedoch eine Aufgabe auf die nächsten Jahre, um all das Unrecht, die Grausamkeiten und die Skrupellosigkeit, gedeckt von einflussreichen westlichen Ländern, so auch Deutschland, zusammenfassend wiederzugeben und zumindest das Leid sichtbar zu machen, auf dass dereinst eine gerechtere Welt entsteht. []
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No 690

“Wir sagen es sehr offen und klar: Diese israelische Regierung zu unterstützen, bedeutet nicht, Israel zu unterstützen, im Gegenteil. Israel zu unterstützen, würde bedeuten, dagegen aufzustehen, was Israel tut, was die Verletzung des Völkerrechts anbelangt, was das humanitäre Völkerrecht anbelangt, was das Drängen in Richtung Eskalation anbelangt, was das Töten unschuldiger Menschen anbelangt. Die Palästinenser sind die größten Opfer dieser Aggression. Aber die Glaubwürdigkeit des Völkerrechts ist überdies das Opfer. Das Ansehen – und ich muss sehr sehr ehrlich sein, wenn ich darf, Annalena – das Ansehen von Ländern wie Deutschland in der Region, ist außerdem das Opfer. Diese israelische Regierung interessiert sich nicht für das Völkerrecht. Sie hat gezeigt, dass sie sich nicht für das humanitäre Völkerrecht interessiert. Sie hat gezeigt, dass sie sich nicht für Frieden interessiert, und nicht für ihre Freunde. […] Die ‘humanitäre Achse’, die USA, Deutschland und andere enge ‘Freunde’ von Israel haben Israel gedrängt, die Belagerung Gazas zu beenden und genügend humanitäre Hilfe zu erlauben. Die israelische Regierung wies sie zurück. […] Die USA, Deutschland und andere drängten auf Waffenstillstandsverhandlungen, der israelische Ministerpräsident brach diese Gespräche ab. Auch das Austauschabkommen. Alle unterstützten das Austauschabkommen, der israelische Ministerpräsident brach dies ab. Weil er dies nicht will. Er will mit diesem Krieg weitermachen. Daher ist die Frage, die man sich stellen sollte: Bedeutet die Unterstützung dieser israelischen Regierung die Unterstützung der langfristigen Interessen Israels, in Hinblick auf ein Israel, das in einer Region in Frieden leben kann, akzeptiert mit normalisierten Beziehungen? Oder sollten wir den Fakt zur Kenntnis nehmen, dass das, was diese israelische Regierung tut, darin besteht, Israel zu einem Pariastaat zu machen, der nicht in der Region akzeptiert werden wird […]. Und die Frage, die wirklich auf den Tisch gelegt wurde, lautet: Wann wird Deutschland Sanktionen gegen diejenigen verhängen, die ganz klar gegen das Völkerrecht und das humanitäre Völkerrecht verstoßen?”1

(Ayman Safadi, Außenminister Jordaniens – Pressekonferenz mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, September 2024, [Ex]Twitter-Kanal von Arnaud Bertrand, Übers. Maskenfall)

  1. Anm. JJ: Bemerkenswert klare Worte von einem erfahrenen Diplomaten. Es zeigt einmal mehr, wie groß die Ungeheuerlichkeit dahinter tatsächlich ist. []
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No 689

“Prantl verweist auf den Staats- und Völkerrechtler Carl Schmitt, der ein solches Denken theoretisch rechtfertigte. Schmitt sah es für eine Nation als unumgänglich an, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Daraus folgte für ihn, dass es auch zweierlei Recht geben müsse – das für die eigene Gruppe geltende Recht könne nicht für den Feind gelten, unabhängig davon, ob der sich im Inneren des eigenen Landes befinde oder außerhalb. Zwei Folgen dieses Denkens stellt Prantl besonders heraus.
Erstens: Die Dämonisierung des Bösen in der als Feind definierten Person oder Personengruppe lenke psychologisch von der Tatsache ab, dass die Fähigkeit, „gut“ oder „böse“ zu sein, in jedem Mensch angelegt sei. Damit sei der Blick für die Erkenntnis der jeweils konkreten Auslöser für „böses“ Verhalten verstellt, ebenso wie der Weg zu konkretem, friedensstiftendem Handeln über Diplomatie. Denn mit einer Ausgeburt des Bösen kann man nicht verhandeln, sie muss besiegt werden. Putins Angriff auf die Ukraine sei jedoch wegen des Völkerrechtsbruchs in einer bestimmten historischen Konstellation „böse“ und keineswegs Auswuchs eines diabolischen Geistes.
Zweitens: Die Angst vor einem Feind führe zum Festungsdenken. Man mauert sich ein und bewaffnet sich bis an die Zähne. Das sei aber – genauso wie völlig offene Grenzen – keine Lösung, um in der heutigen Welt sicher leben zu können. Grenzen seien notwendig. Zu bedenken sei jedoch, dass Einmauerungsverhalten zur spiegelbildlichen Gegenreaktion der Ausgegrenzten und damit zur Eskalation führe. Es gelte zu erkennen, dass die eigene Grenze nur so sicher sein könne, wie sich auch die Nachbarn sicher fühlten.
Und so ist auch eine Europäische Friedensordnung nach Prantls Auffassung schon allein aus geografischen Gründen ohne Russland nicht zu verwirklichen. Kollektive Sicherheit bedeute, dass die eigene Sicherheit nicht zu Lasten der Partner ausgeweitet werden dürfe.”

(Ulrike Simon, freie Autorin – Ernstfall Frieden, Makroskop, 6.9.2024)

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No 688

“Da ist zum anderen die Schuldenbremse im Grundgesetz, die offenbar dem deutschen Staat abverlangt, sich so lange unvernünftig zu verhalten, bis das Kind im Brunnen liegt. Weil die FDP sich in der libertären Wagenburg namens >>Solidität der Staatsfinanzen<< verschanzt hat, fühlen sich auch die Sozialdemokraten und die Grünen nicht dazu in der Lage, ihr Gehirn für eine absolut zwingende Logik zu öffnen (wie hier gezeigt). Es ist ja nicht so, als ob SPD und Grüne wirklich wüssten, worum es geht und sich nur mit Rücksicht auf die Koalition zurückhalten. Nein, niemand in den beiden Parteien hat verstanden oder will verstehen, dass sich der deutsche Staat angesichts des Sparverhaltens von privaten Haushalten und Unternehmen (und des außenwirtschaftlichen Überschusses) jährlich in einer Dimension verschulden muss, die weit jenseits dessen liegt, was sich selbst die sogenannten Reformer in Sachen Schuldenbremse vorstellen können.
Wird Trump Präsident und geht er gegen die Merkantilisten in Berlin via schwachem Dollar oder offenem Protektionismus vor, ist das gesamt deutsche Wirtschaftsmodell über Nacht obsolet. Das würde enorme negative Folgen für die deutsche Industrie und nachfolgend für die gesamte Wirtschaft haben. Dann geht es nicht um 3000 Arbeitsplätze, sondern eher um 300 000 oder gar um 3 Millionen.
Gegen all das wird man in Berlin einwenden, man könne doch nur die Instrumente einsetzen, die einer nationalen Regierung unter den gegebenen Umständen innerhalb der EWU zur Verfügung stehen. Das ist aus mindestens zwei Gründen falsch. Erstens, Deutschland kann selbst die Rahmenbedingungen in der EWU ändern, wenn es über den eigenen Schuldenschatten springt. Fast alle anderen Länder warten doch seit Jahrzehnten auf ein Deutschland, das über eine angemessene makroökonomische Analyse verfügt.
Zweitens, die makroökonomischen Grundbedingungen stehen auf einem weit höheren Wirkungsniveau als die tausend Klein-Klein-Maßnahmen, die sich die Regierung regelmäßig ausdenkt. Bleiben die makroökonomischen Grundbedingungen auf Restriktionskurs, kann man sich jede andere Maßnahme sparen. Die notwendige Bedingung für eine Erholung der Wirtschaft ist die Umkehr bei den gesamtwirtschaftlichen Nachfrage- und Investitionsbedingungen. Auch tausend kleine Maßnahmen auf der Angebotsseite können deren negative Wirkung nicht überspielen.”

(Heiner Flassbeck, ehem. Chefvolkswirt der UNCTAD – Symbolpolitik mit Helm oder wirksame Wirtschaftspolitik?, Relevante Ökonomik, 25.8.2024)

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No 687

“Eine bedenkliche Premiere: In Paris wurde der Chef des Messenger-Dienstes Telegram festgenommen. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Die EU schweigt – dabei will sie doch die Medienfreiheit schützen.
Nach Angaben aus französischen Ermittlerkreisen wurde Telegram-Gründer Durow, der die französische und die russische Staatsbürgerschaft hat, nach seiner Landung in Le Bourget festgenommen.
Gegen ihn bestand Haftbefehl wegen Vorermittlungen im Zusammenhang mit Vorwürfen wie Betrug, Drogenhandel, Online-Mobbing, Organisierte Kriminalität und Förderung des Terrorismus.
Durow soll nicht genug dafür getan haben, die Nutzung seines Dienstes für kriminelle Zwecke zu verhindern. So hat er sich den neuen EU-Regeln für die Content-Moderation – Kritiker sprechen von Zensur – entzogen. […]
Klar ist, dass die Festnahme in Schlag gegen die Meinungsfreiheit ist. Doch die EU-Kommission wollte sich zunächst nicht dazu äußern. Sie hat zwar neuerdings ein >>Medienfreiheitsgesetz<<.
Doch in der Praxis kümmert sie sich mehr darum, unerwünschten Content einzudämmen. Zuletzt hatte sich EU-Kommissar Breton öffentlich mit X-Chef Musk angelegt.
An Durow könnte nun ein Exempel statuiert werden – was passiert, wenn man sich nicht den Vorgaben aus Brüssel und Paris beugt…”

(Lost in Europe – Verhaftung des Telegram-Chefs in Paris: Schlag gegen die Meinungsfreiheit, Lost in Europe, 25.8.2024)

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No 686

“Wir fordern von der Bundesregierung:
– sich entschiedener für einen sofortigen Waffenstillstand einzusetzen und den Schutz der Zivilbevölkerung einzufordern;
– alle Genehmigungen für den Export von Rüstungsgütern zu verweigern, wenn die Gefahr besteht, dass sie völkerrechtswidrig eingesetzt werden;
– von Israel mit deutlich mehr Druck die sofortige Beendigung der völkerrechtswidrigen Blockade und den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe einzufordern;
– wirksame Maßnahmen zu ergreifen, damit der völkerrechtswidrige Siedlungsbau durch Israel sowie Gewaltakte von Siedler:innen beendet werden;
– im Sinne des Gutachtens des Internationalen Gerichtshofs vom 19. Juli 2024 die schnellstmögliche Beendigung der völkerrechtswidrigen Besatzung einzufordern;
– die internationale Gerichtsbarkeit und die Untersuchungskommission der Vereinten Nationen aktiv zu unterstützen;
sich für die Freilassung aller Geiseln und unrechtmäßig Festgehaltenen einzusetzen;
– das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu schützen und die Kriminalisierung von grundgesetzlich geschützten Meinungsäußerungen im Zusammenhang mit Palästina/Israel zu beenden. […]”

(CARE Deutschland, IPPNW Deutschland, medico international, NRC Flüchtlingshilfe Deutschland, Oxfam Deutschland, pax christi, Deutsche Sektion, Weltfriedensdienst – Für einen gerechten Frieden in Gaza. Waffenexporte stoppen & Hilfsblockade beenden!, Petition, Openpetition.de, 15.8.2024)

 

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No 685

“Spätestens das Gutachten des IGH verdeutlicht, dass man insbesondere in Deutschland noch weit davon entfernt ist, die universellen Werte des Völkerrechts auch dann hochzuhalten, wenn es schmerzt. Das tritt nun an einigen Stellen deutlich zu Tage. Den Vorwurf der Apartheid an die Adresse Israels zu richten stufte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, vor Kurzem noch als antisemitisch ein. Wenngleich das IGH-Gutachten diesen Punkt offenlässt, erlaubt es jedoch eine Lesart, nach der Apartheid vorliegt. Die unterschiedlichen Positionen der Richter Tladi und Nolte zu diesem Punkt definieren hier den Rahmen des Vertretbaren. Ein anderes Beispiel ist der Verweis auf demokratische, rechtsstaatliche Institutionen in Israel. Er dient großen Teilen des bundesdeutschen Diskurses zur Beschwichtigung bei Völkerrechtsverstößen in- und außerhalb des Gaza-Kriegs. Dass der IGH nun die gesamte israelische Besatzungspolitik als völkerrechtswidrig einstuft, dies keineswegs auf die Taten der Netanjahu-Regierung begrenzt und damit der israelischen Justiz – die nur marginalen Widerstand geleistet und viele kritische Fragen jahrelang ausgeklammert hat – und Politik – die gerade die Zweistaatenlösung abgelehnt hat – kein gutes Zeugnis ausstellt, macht den Widerspruch zwischen der deutschen Israel-Politik und dem in der Zeitenwende beschworenen universellen Völkerrecht offensichtlich.
Um der Ankündigung der Zeitenwende Taten folgen zu lassen, ist hier ein Umdenken notwendig. Damit Deutschland nicht am Ende von drei Blöcken umgeben ist: neben den USA und China/Russland auch noch vom globalen Süden – womöglich gar im Verein mit einigen europäischen Staaten wie Irland, deren spezifische Geschichte sie anders auf den Nahen Osten blicken lässt. Neben dem Verlust an Soft Power wäre eine solche Konstellation nicht zuletzt für europäische Rohstoffdeals oder Migrationsfragen keine guten Nachrichten. […]
Um die Zeitenwende in der deutschen Politik und Gestaltung fest zu verankern, ist letztlich auch ein Umdenken in der Erinnerungspolitik erforderlich. Die zentrale Stellung des Holocausts wird nicht bedroht, sondern gefestigt, indem der Holocaust stellvertretend für die Abgründe der Menschlichkeit steht, die jederzeit und jeden Orts aufbrechen können. Ein solches Gedenken ist inklusiv und verbindend. Es stützt sich nicht auf eine abstrakte, national gedachte und administrativ durchgeboxte Staatsräson, sondern auf jene konkrete, universale Utopie der Menschenrechte, um die es bei der Zeitenwende eigentlich geht.”1

(Matthias Goldmann, Professor für Internationales Recht – Die Zeitenwende beginnt im Nahen Osten – Konsequenzen des IGH-Gutachtens zur Illegalität der israelischen Besatzung, Verfassungsblog, 23.7.2024)

  1. Anm. JJ: Zitat zum verspäteten Sonntag []
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No 684

“Der Bericht >>Water War Crimes<< stellt fest, dass Israels Unterbrechung der externen Wasserversorgung, die systematische Zerstörung von Wasseranlagen und die absichtliche Behinderung von Hilfslieferungen die in Gaza verfügbare Wassermenge um 94 % auf 4,74 Liter pro Tag und Person reduziert haben – knapp ein Drittel des empfohlenen Minimums in Notfällen und weniger als eine Toilettenspülung.
Die Analyse von Oxfam ergab außerdem:
– Seit Kriegsbeginn haben israelische Militärangriffe alle drei Tage fünf Wasser- und Sanitärinfrastrukturanlagen beschädigt oder zerstört.
– Die Zerstörung der Wasser- und Elektrizitätsinfrastruktur und die Beschränkungen der Einfuhr von Ersatzteilen und Kraftstoff (im Durchschnitt wird ein Fünftel der erforderlichen Menge zugelassen) führten zu einem Rückgang der Wasserproduktion in Gaza um 84 %. Die externe Versorgung durch Israels nationales Wasserunternehmen Mekorot ging um 78 % zurück.
– Israel hat 70 % aller Abwasserpumpen und 100 % aller Abwasseraufbereitungsanlagen sowie die wichtigsten Wasserqualitätstestlabore in Gaza zerstört und die Einfuhr von Oxfam-Wassertestgeräten eingeschränkt.
– Gaza-Stadt hat fast seine gesamte Wasserproduktionskapazität verloren, 88 % der Wasserbrunnen und 100 % der Entsalzungsanlagen sind beschädigt oder zerstört.
Der Bericht hob auch die verheerenden Auswirkungen dieses extremen Mangels an sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen auf die Gesundheit der Palästinenser hervor, da mehr als ein Viertel (26 %) der Bevölkerung Gazas an leicht vermeidbaren Krankheiten schwer erkrankt.
Im Januar forderte der Internationale Gerichtshof Israel auf, angesichts eines plausiblen Völkermords in Gaza unverzüglich den humanitären Zugang zu verbessern. Seitdem hat Oxfam aus erster Hand miterlebt, wie Israel eine sinnvolle humanitäre Hilfe blockiert, wodurch palästinensische Zivilisten getötet werden.”1

(Oxfam International – Israel using water as weapon of war as Gaza supply plummets by 94%, creating deadly health catastrophe: Oxfam, Website von Oxfam, 17.7.2024, Übers. Maskenfall)

  1. Anm. JJ: Wer noch einigermaßen denken kann und nicht alle Menschlichkeit verloren hat, weiß, dass dies kein Krieg gegen die Hamas ist. Ich fürchte, es gibt sehr sehr viele Mittäter. Siehe auch: “Lice, scabies, rashes plague Palestinian children as skin disease runs rampant in Gaza’s tent camps”, AP, 31.7.2024 []