- Maskenfall - https://www.maskenfall.de - Logo

Imperialistische Dystopie und kreative Gegenenergie

Denken wir an die 16 deutschen Auslandseinsätze aktuell [1], an die rund 2700 Soldatinnen und Soldaten, die sich über große Abschnitte der von europäischen Geostrategen angestrebten „Grand Area“ [2] verteilen, denken wir an die Umsturzhilfe [3] in der Ukraine, an die deutschen Waffenexporte an brutale Diktaturen [4], die zu den großzügigsten Förderern von Terrorismus [5] zählen, und denken wir daran, dass dieser Terrorismus dann wiederum unter Beihilfe deutscher Tornados [6] weiter weggebombt werden soll – als wären die letzten 14 Jahre Bombardierungen und „regime change“ durch „die Verbündeten“ nicht gerade erst mit dem Aufbau von Terrorismus [7] weltweit einhergegangen.

Denken wir jedoch auch an außenpolitische Elitenpapiere [8], die „Klimawandel, demografische Entwicklung, unkontrollierte Migrationsströme, Armut und soziale Ungleichheit, ethnisch-religiöse Spannungen und [den] zunehmende[n] Wettbewerb zwischen immer mehr Akteuren um knapper werdende Ressourcen, Nahrungsmittel und Zugang zu Handelswegen und Technologien“ zu einem Risikoklumpen vermengen, dem verstärkt durch militärische Gewalt begegnet werden soll…

Ja, deutsche Eliten mit ihren „europäischen Partnern“ haben viel vor, spricht man hier doch mittlerweile unverblümt von „europäische[r] Hebelkraft für Deutschlands globale Ordnungsideen“.1 [9] Hier braucht es natürlich diejenigen, die diese Ideen in materielle Tatsachen überführen und dabei ihr Leben riskieren. So wundert es nicht, wenn die Bundeswehr als Institution, die doch einst eigentlich zur Territorialverteidigung gedacht gewesen sein soll(?), nun kräftig Karrierephantasien verbreitet, um die widerspenstige Jugend davon zu überzeugen, wie sinnerfüllt („Mach, was wirklich zählt“ [10]) sie hier doch ihr Leben verbringen (oder eben lassen) kann.

Diese Entwicklungen verwundern nicht, doch empören sie. Besonders, wenn sie immer selbstverständlicher auch von solchen Seiten unterstützt werden, die einst für etwas anderes standen. So hat auch die pseudolinke taz wieder einmal ihre olivgrüne Gesinnung demonstriert, indem sie derartige Bundeswehrwerbung mit der Begründung abdruckte, dass diese ja weder „sexistisch“, noch „rassistisch“ [11] sei. Ja, so ist sie, die schöne neue Welt aus hippem Lifestyle, Öko-Interventionsmus und liberaler Oberfläche. Einst fortschrittliches Gedankengut wird auf geradezu groteske Weise entkernt, um damit großes Illusionstheater aufzuführen, während die Geschehnisse hinter der Bühne kräftig imperialistisch vor sich gehen.

Doch denken wir auch daran, dass der Dystopie, in der wir uns befinden, von immer mehr engagierten Menschen etwas entgegengesetzt wird. Zu diesen zählt auch die Gruppe PENG! [12] – pardon, das „Kollektiv“ – das kreative Gegenwerbung zur Bundeswehr betreibt, um sich jenem entgegenzustellen, was eines der Mitglieder auf diese Weise ausdrückt:

Themen wie ‘Tod’ und ‘Krieg’ werden ganz bewusst von der Kampagne ausgelassen. Ausgerechnet heutzutage, wo das bei der Bundeswehr aktueller denn je ist. Es war uns wichtig, auch die andere Seite dieser aufpolierten Kampagne sichtbar zu machen.“

Für einen Bericht dazu, siehe:

„Peng! entert Bundeswehr-Werbung“ [13] (jetzt.de, 23.11.2015)

Für die informative und gut recherchierte Seite, die u.a. über rechtsextremes Gedankengut in der Institution, Folgeschäden von Militäreinsätzen und machtpolitische Hintergründe des Einsatzes der Bundeswehr aufklärt, siehe:

machwaszaehlt.de [14]

Wer sich über weitere gesellschaftspolitische Projekte von PENG! informieren will, kann dies hier [15] tun.

Schön sind sie nicht die Zeiten, doch immerhin ist Kreativität nicht nur auf Seiten der machtversessenen Konstruteure der Dystopie zu beobachten.

 

  1. Zu unserer Auseinandersetzung mit dem Papier “Neue Macht – Neue Verantwortung siehe erneut hier [16]. [ [17]]