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No 262

“Generell etablierte sich ein neuer Sprachgebrauch, der die Bevölkerung darauf einstimmen sollte, dass das Töten (und getötet werden) deutscher SoldatInnen als Normalität empfunden werden sollte. Bahnbrechend war in diesem Zusammenhang das SPIEGEL-Titelbild aus dem Jahr 2006 (Nr. 47), in dem gefordert wurde: >>Die Deutschen müssen das Töten lernen.<< Parallel dazu wurde angefangen, offen von >>Krieg<< sowie von deutschen >>Gefallenen<< zu sprechen, für die auch ein eigenes >>Ehrenmahl<< geschaffen wurde, und seit 2009 wird auch wieder ein >>Ehrenkreuz für Tapferkeit<< vergeben. Der deutsche Oberst Georg Klein, Verantwortlicher für die 142 Toten des Luftangriffes auf die Tanklaster bei Kunduz im September 2009, wurde nicht etwa angeklagt, sondern im April 2013 auch noch zum Brigadegeneral befördert. Generell hat sich der Ton in Deutschland grundlegend geändert: Während früher eher verschämt und am Rande über die Notwendigkeit militärischer Einsätze zu Zwecken profaner Interessensdurchsetzung gesprochen wurde, wird dies heutzutage mit aller Selbstverständlichkeit hinausposaunt. So schrieben die CDU-Verteidigungspolitiker in einem Positionspapier [1] im April 2016: >>Die Bundeswehr muss künftig in der Lage sein, sich stärker auch dauerhaft in geostrategisch wichtigen, auch entfernteren Regionen der Welt positionieren zu können, beispielsweise um die Durchlässigkeit von Handelsrouten sicherzustellen. In Übereinstimmung mit dem Koalitionsvertrag, lassen wir uns hierbei von den Interessen unseres Landes leiten.<<
Auch dafür, solche Einsätze taktisch, also auf dem Gefechtsfeld, >>meistern<< zu können, spielte der Afghanistan-Krieg eine wichtige Rolle.”

(Anne Labinski – Die NATO in Afghanistan – Krieg ohne Ende, in: Die 360°-NATO: Mobilmachung an allen Fronten [2], DFG-VK & IMI, Juni 2016)