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No 269

“Eine neue Angst geht um in den Führungsetagen der globalisierten Wirtschaft, die Angst vor den Wählern. Seitdem die Briten gegen die EU votierten und Amerikas Konservative den Hassprediger Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten kürten, befassen sich die Konzernstrategen mit ungewohnten Themen.
Da warnt etwa Joachim Fels, Chefökonom von Pimco, einer Tochterfirma des Allianz-Konzerns mit 1,5 Billionen Dollar Anlagevermögen, das Brexit-Votum sei Teil eines >>größeren globalen Aufstands gegen das Establishment, die wachsende Ungleichheit und die Globalisierung<<. […]
Überraschend sichtbar wurde das sogar beim jüngsten Gipfeltreffen der G20. Dort erklärten die Regierungen der 20 größten Wirtschaftsnationen doch tatsächlich, >>die Vorteile des Wirtschaftswachstums müssen breiter verteilt werden, um die Inklusion zu fördern<<. Aber kann diese >>Sozialdemokratisierung der Weltwirtschaft<<, wie die >>Zeit<< schrieb, noch rechtzeitig gelingen?
Leider spricht vieles dagegen. Denn die Ausrichtung der Politik an den Interessen der Investoren und Privilegierten ist tief im Gefüge der westlichen Gesellschaften verankert. Das beginnt schon mit dem Selbstverständnis der meisten Politiker. Demnach befinden sich die Staaten im andauernden Wettbewerb um private Investitionen. Folglich sehen sie es als ihre zentrale Aufgabe, dafür beste Bedingungen zu schaffen. Das aber führt unvermeidlich zu einem Wettlauf nach unten bei Löhnen und Steuern auf Kapitalerträge, also dem genauen Gegenteil von >>breiter<< Verteilung.”

(Harald Schumann, investigativer Journalist – Gelingt die Sozialdemokratisierung der Weltwirtschaft?, Der Tagesspiegel, 15.8.2016)

Jascha Jaworski

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