In Anbetracht explodierender Reichtümer und vorsätzlicher Auskoppelung von Riesenvermögen und Spitzeneinkommen aus der Finanzierung des Gemeinwesens, mutet die Bundesrepublik, schaut man auf diesen Politmix, mittlerweile an wie ein Stück aus Charles Dickens Feder. Ebenezer Scrooge lässt grüßen.
Nachdem das Sozialgericht Gotha zu der Auffassung kam, dass die Streichung des Existenzminimums in Form von ALG-II-Kürzungen verfassungswidrig ist, hatte es das Bundesverfassungsgericht vor einiger Zeit um Prüfung gebeten. In diesem Jahr will das Bundesverfassungsgericht nun über die Beschlussvorlage entscheiden und hatte dazu auch eine Stellungnahme von Tacheles e.V. eingeholt.
Dazu Roland Rosenow, Referent für Sozialrecht des Caritasverbands, der an der Stellungnahme mitgewirkt hat:
“Ich hab anfangs gesagt, ich mach das, ich schreibe für euch, aber ich kann vorher nicht sagen, was rauskommt. Ja, also es war ein sehr, sehr spannender Prüfprozess, ich war mir überhaupt nicht sicher, ob man so klar zum Ergebnis kommt, dass Sanktionen verfassungswidrig sind, aber in der Tat ist es so, man kommt sehr klar zum Ergebnis, dass sie verfassungswidrig sind. Wenn man es versucht, es auf ‘ne ganz kurze Formel zusammenzubringen, dann kann man vielleicht sagen, im Zentrum steht der Menschenwürdegrundsatz des Grundgesetzes. […] Und das Überraschende, für mich in dieser Deutlichkeit Überraschende ist, dieser Rechtsanspruch auf ein Existenzminimum ist dem Menschenwürdegrundsatz von Anfang an tief eingeschrieben, das ist keineswegs ein neuer Gedanke, sondern, das ist ein uralter Gedanke. […] Man stellt also fest, es ist wirklich Kernbereich unseres Verfassungsverständnisses. Herr Kirchhoff1 [1], Richter am Verfassungsgericht selber, hat dafür diese sehr schöne Formel geprägt: der Anspruch auf Existenzminimum ist, so sagt Kirchhoff, verfassungsrechtlicher Granit […]”(Roland Rosenow im Interview mit Radio Corax [2], 9.3.2017)
“Stellungnahme von Tacheles e.V. an das Bundesverfassungsgericht” [3] (25.2.2017)
Warum Hartz? [4] (Flyer-Version [5]) (23.8.2013)
- Anmerkung JJ: Weiß Gott kein Linker [↩ [7]]