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Deutsche Konjunktur 2017: Vor allem durch den Export besser als erwartet

Im Konjunkturbericht des letzten Jahres [1] war ich eher skeptisch bezüglich einer weiter steigenden Beschäftigung in 2017. Durch die prognostizierten nachlassenden Steigerungen der Staatsausgaben und die anziehenden Ölpreise ging ich von einer eher schwächeren Binnenkonjunktur 2017 aus, war mir im Hinblick auf die Weltkonjunktur aber unsicher. Unter anderem argumentierte ich mit der damals von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichen Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die zu stagnieren begann.

Konjunkturaufschwung hielt 2017 an

Diese eher negative Einschätzung zur Beschäftigung bewahrheitete sich allerdings nicht, was auch mit einer massiven Datenrevision [2] der Bundesagentur für Arbeit zu tun hatte, so dass eine wichtige Grundlage meiner Einschätzung ihre Substanz verlor. Tatsächlich ist wohl ungefähr die Hälfte1 [3] des Wachstums von 2,2% [4]  des vergangenen Jahres auf einen Anstieg der geleisteten Arbeitsstunden zurückzuführen, womit wirtschaftliche Faktoren das Groß des Beschäftigungsanstiegs erklären können. Die Konjunktur lief damit also auch im vergangenen Jahr ganz gut und diese Dynamik scheint laut Arbeitsmarktstatistik [5] noch anzuhalten.

Was sind nun die Ursachen für die gute Konjunktur? Wie vermutet sind die Staatsausgaben mit nur noch halb so hohen Wachstumsbeiträgen schwächer ausgefallen (0,3 Prozentpunkte). Auch die Ölpreise [6] sind insgesamt wieder deutlich gestiegen (ca. 20% zum Vorjahr) und bewirkten damit eine leichte Schwächung des privaten Konsums. Trotzdem haben laut der BIP-Rechnung Investitionen und der private Konsum das Wachstum stark angetrieben (zusammen 1,7 Prozentpunkte), während der Beitrag des Außenhandels eher niedrig war (0,2 Prozentpunkte).

Zu schwache Berechnung des Exportbeitrags

Haben mich diese Zahlen insbesondere beim privaten Konsum anfangs noch überrascht, da bspw. die Tarifverdienste mit 2,3% [7] Zuwachs mehr als 0,5% unter der goldenen Lohnregel2 [8] lagen, hat mich ein Beitrag von Friederike Spiecker [9] auf Makroskop nun auf einen entscheidenden Punkt hingewiesen. Die Importpreissteigerungen in der BIP-Rechnung sind niedriger angesetzt (2,6%), als sie tatsächlich gemessen [6] wurden (4%). Das heißt auch, dass die Verbraucher abgesehen von den Aufpreisen für Rohstoffe nicht so viel im Ausland gekauft haben, wie in der BIP-Rechnung gedacht. Es müsste somit der Außenbeitrag vermutlich von 0,2 auf ca. 0,6 nach oben korrigiert werden, wodurch die anderen Komponenten schwächer ausfallen würden3 [10]. Zudem würde das natürlich auch bedeuten, dass selbst die verbliebenen binnenwirtschaftlichen Effekte zum Teil nur eine Folge gestiegener Exporte sind4 [11].

Konjunkturaufschwung ohne binnenwirtschaftliche Eigenleistung

Der Traum eines durch deutsche Wirtschaftspolitik herbeigeführten binnenwirtschaftlichen Aufschwungs ist damit auch 12 Jahre nach der Agenda 2010 noch nicht eingetreten, denn die Hauptursachen des seit 2013 stattfindenden Konjunkturaufschwungs [12] sind:

Die Einkommensentwicklung lag in dieser Zeit bestenfalls im Rahmen des Verteilungsspielraums, so dass es in dieser Hinsicht zwar kaum negative, aber auch keine positiven Effekte gab. Für die überraschend hohen realen Einkommenszuwächse 2015 & 2016 waren niedrige Rohstoffpreise verantwortlich.

Die Investitionen spielten außerhalb der Wohnungsbauten keine wirkliche Rolle beim Aufschwung. Der Bestandteil der Ausrüstungsinvestitionen, der seit dem Bestehen der BRD im Jahr 1949 bei allen Konjunkturphasen eine entscheidende Rolle beim Auf- und Abschwung hatte, trägt zu diesem Aufschwung insgesamt wenig bei. Das hebt den Aufschwung von anderen Aufschwungsphasen entschieden ab und stellt die Rolle genannter Sondereffekte heraus.

Meine Konjunkturerwartungen für 2018 und ggf. danach

  1. Die Daten werden im Laufe der kommenden Jahre nochmals überprüft und vermutlich korrigiert, wie es zumeist der Fall ist. [ [14]]
  2. Zielinflationsrate der EZB + Produktivitätszuwachs pro Arbeitsstunde [ [15]]
  3. Es werden nämlich nominale Größen gemessen, und daraus mit gemessenen Preisen berechnet, welche Komponenten wieviel zum “realen” BIP beigetragen haben. [ [16]]
  4. Investitionen als Folge von Exporten und der höhere Konsum von im Export Beschäftigten zählen nämlich nicht zum Export, obwohl sie von ihm abhängig sind. [ [17]]
  5. Der Abbau der Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland zeigt, dass solche Effekte eintreten [ [18]]