Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken
0

No 375

“Wir haben seit der Öffnung der Kapitalmärkte in dieser Welt, haben wir unzählige… diese Art von Krisen gehabt, Kapitalmarktkrisen. Und warum haben wir diese Krisen, Kapitalmarkt- und Währungskrisen? Warum haben wir diese Krisen, gerade Entwicklungsländer? Ich will sie gar nicht alle aufzählen – von Mexiko-Krise, über Asien-Krise, Russland-Krise, wir hatten eine Krise nach der nächsten, Brasilien-, Argentinien-Krise, eine gewaltige Argentinien-Krise. Warum haben wir alle diese Krisen, warum haben wir gerade jetzt wieder, Argentinien-, Türkei-, Südafrika-Krise? Nun, immer aus dem gleichen Grund: Weil wir das System nicht verstehen, oder nicht verstehen wollen. Das will ich mal dahingestellt sein lassen. Weil wir nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass die Mindestvoraussetzungen dafür, dass der Handel überhaupt sinnvoll sein kann für Entwicklungsländer, ein freier Handel, ein offener Handel für Entwicklungsländer sinnvoll sein kann, überhaupt nicht gegeben sind. Selbst die Mindestvoraussetzungen sind nicht gegeben. […] Und dennoch reden alle über Freihandel und dennoch sagen alle, wir müssen etwas, ja, einer Fiktion nachlaufen, die Freihandel heißt und die gut ist, die irgendwie gut ist. Nein, es ist nichts gut, an diesem System ist überhaupt nichts gut, weil es das System gar nicht gibt. […]
Und dann kommt das nächste, dann machen wir die Entwicklungsländer noch systematisch fertig, nämlich dann, wenn sie in ein Leistungsbilanzdefizit gelaufen sind, weil sie ihre Märkte geöffnet haben, dann kommt die Krise und dann kommt das Allerschönste, dann kommen nämlich die guten Onkels vom Internationalen Währungsfonds und sagen den Entwicklungsländern, was sie zu tun und zu lassen haben. […]
Ja, und deswegen müssen wir über beides nachdenken, wir müssen über beides ganz neu nachdenken. Wir müssen über Entwicklung neu nachdenken und über Handel neu nachdenken. Und ich will ein paar positive Punkte, die man machen kann, skizzieren.”

(Heiner Flassbeck, ehemaliger Chefvolkswirt der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung, UNCTAD – Welcher Idee unterliegt der Freihandel und wie wirkt er sich in der Realität aus?, Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung “Handel(n) gegen den Hunger” an der Universität Hamburg, 28.5.2018)

Jascha Jaworski

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.