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No 394

“Das >>Ganze<< macht den Neoliberalismus stark: Seine Komponenten stützen einander und werden durch die >>marktreligiöse<< Theorie als >>Schlussstein<< zusammengehalten. Innerhalb des Denksystems kann es nicht widerlegt werden, außerhalb des Denksystems wird man kaum ernst genommen.
In diesem Dilemma schlossen sich immer mehr Intellektuelle und Politiker dem Mainstream an und suchten innerhalb des >>falschen Ganzen<< nach Kompromissen, vor etwa zwanzig Jahren auch die sozialdemokratischen Eliten. Mit einem ähnlichen Dilemma waren Hayek und seine Mitkämpfer konfrontiert, als ihr >>Gegner<< der Keynesianismus, zum unangefochtenen >>Common Sense<< wurde. Doch sie entschieden sich für die Totalkonfrontation.
Diese, und nur diese Strategie wird eine Emanzipation von der neoliberalen Weltanschauung ermöglichen. Denn ein >>falsches Ganzes<< kann nur >>im Ganzen<< überwunden werden. Die wichtigsten Etappen auf diesem Weg bestehen in der Aufklärung über den jenseitigen Charakter der neoliberalen Theorien und über die fatalen Folgen der daraus abgeleiteten Politik sowie in der Entwicklung alternativer Erklärungen und Strategien.
Der Weg von der >>neoliberalen Knechtschaft<< zu einer neuen Prosperität wird keine Jahrzehnte dauern. Erstens ist die Performance des Neoliberalismus miserabel. Zweitens bereitet eine finanzkapitalistische >>Spielanordnung<< selbst den Boden für ihren Niedergang. Drittens hat die Forschung das Fundament der herrschenden Theorie, den homo oeconomicus, irreparabel demoliert. […]
Ob es dafür – wie bisher in der Geschichte – eine massive Krisenvertiefung in Gestalt einer Finanzschmelze braucht, eventuell verbunden mit einer Auflösung der Währungsunion und einer Machtausweitung rechtspopulistischer Parteien, oder ob Aufklärung den Weg aus der Talsohle des >>langen Zyklus<< frei macht, lässt sich nicht prognostizieren – aber beeinflussen.”

(Stephan Schulmeister, österreichischer Ökonom – Der Weg zur Prosperität [1], 2018)