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No 423

“Nun stellt ausgerechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer neuen Studie fest: In Deutschland sind Familienunternehmen eine starke Triebkraft der Vermögens- und Einkommenskonzentration. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass zu den sogenannten Familienunternehmen Großbetriebe wie BMW gehören – hier geht es um Konzerne, die weltweit wirtschaften und großen Einfluss besitzen.
Der Bericht des IWF hebt hervor, dass es in Deutschland eine im Vergleich zu anderen Ländern hohe Konzentration der Vermögen und der verfügbaren Einkommen gibt. In Übereineinstimmung mit vielen anderen Untersuchungen bestätigt der IWF in diesem Zusammenhang die wachsende soziale Spaltung der Gesellschaft, die auf diese Reichtumskonzentration zurückzuführen ist.
[…]
Als eine wichtige Ursache für diese Entwicklung benennt der IWF die sogenannten Familienunternehmen. Großbesitzerinnen und -besitzer erhalten als Dividende für geerbte Unternehmensanteile bis zu eine Milliarde Euro jährlich. Die steigenden Gewinne auf den Exportmärkten kommen wegen der Trennung von Eigentum und Leitung in Eigentümer*innenunternehmen vor allem einigen wenigen Privatpersonen und ihren Familien zugute, argumentiert der IWF. Wegen der enormen Höhe der angeeigneten Gewinne und der hohen Sparquoten wachsen die Vermögen der Reichsten in Deutschland schneller als in anderen Ländern.
Die Einkommen der Angestellten, die in solchen Unternehmen oft ohne Mitbestimmung der Arbeitnehmer*innenschaft verhandelt werden, haben dagegen in den letzten Jahrzehnten stagniert und entwickeln sich seit einigen Jahren nur sehr langsam. Laut IWF sind ein höheres Lohnwachstum und niedrigere Steuern für Gering- und Normalverdiener*innen wichtig, um der Einkommensungleichheit entgegen zu wirken.
Wirksame Erbschafts- und Schenkungssteuern könnten den immensen Zuwachs des Reichtums einiger weniger Privatpersonen abbremsen, so der IWF. Auch die Vermögensteuer wäre ein geeignetes Mittel, um die angehäuften Mittel für den dringend notwendigen Ausbau der Infrastruktur nutzbar zu machen und die wachsende Spaltung der Gesellschaft zu überwinden.”1

(attac, Internationaler Währungsfonds will Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögensteuer, 17.7.2019)

  1. Anm. JJ: Ist das nicht eine schöne Erklärung für den grandiosen Abstieg der SPD von einer 40+ Volkspartei (Ende der 1990er Jahre) auf derzeit homöopathische 12 bis 13%? Wenn selbst der neoliberale Internationale Währungsfonds schon auf die Ungleichheit und Problematik der Umverteilung von unten nach oben aufmerksam macht, sowie das wackelige und abhängende deutsche Wirtschaftsmodell, dann sollte eine SPD sich fragen, warum sie diesen absurden Zustand nicht nur durch eine bis dahin in der Bundesrepublik einmalige Schwächung der Seite der Nicht-Vermögenden herbeigeführt hat (Agenda-Politik), sondern dies anschließend auch noch mit großkoalitionär-bleiernder “Regierungsverantwortung” als Hilfssheriff der Konservativen bis in den politischen Scheintod prolongierte. Hilfe! []

Jascha Jaworski

Ein Kommentar

  1. Da ich davon ausgehe, dass dies auch den Verantwortlichen bekannt sein dürfte, komme ich zu dem Schluß: “Die Armut ist politisch gewollt” Aber wer über Kapitalismus nicht reden will, sollte über dem Faschismuss schweigen. Beides hängt zusammen.

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