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No 425

“Und wenn ich unterwegs bin, egal, wo ich bin, sammle ich Flaschen. Da kommt aber auch nicht mehr so viel zusammen, weil die Menschen eben überall sammeln. Egal wer. Junge, Alte, ja, querbeet. […] Ich hätte mir meinen Lebensabend anders vorgestellt. Aber jetzt merke ich, da bleibt nichts mehr übrig für mal – wie soll ich mal sagen – für mal schöne Stunden. Nee! Und trotzdem denke ich immer, ich glaube, wenn man jetzt sich da so sehr drin verbohrt, dann würde man jetzt so, ja, weiß ich nicht, traurig werden, oder, oder, oder Lebenslust verlieren. Und das mach ich auch nicht.”1 [1]

(Marion Z., Neues von den Flaschensammlern [2], Dokumentation des rbb, Juli 2018 (Erstausstrahlung))

  1. Anm. JJ: Ein berührender Bericht zur Armut und speziell auch Altersarmut aus der Nahperspektive unter dem Aspekt des Flaschensammelns. Wer sich ein wenig in das Leben von Menschen hineinversetzt, oder es selbst erlebt hat oder erlebt, mit wenig Geld auskommen zu müssen, mit all den mangelnden Möglichkeiten in Hinblick auf die gesellschaftliche Teilhabe, mit Scham oder Stigmatisierung. Wer bedenkt, dass viele Menschen in dieser Weise still, häufig im Halbverborgenen, mit kleinen Tricks, es andere nicht sehen zu lassen, die vielen Probleme zu meistern versuchen, die ein Leben besonders unter materieller Not mitbringt. Wer sich vor Augen hält, dass dies dabei für viele wiederum ein Schicksal bis ans Ende des einzigen Lebens ist, das einem jeden von uns gegeben ist, kommt doch bei allem Wissen über Macht und Einfluss nicht umhin zu fragen: Warum? Warum schafft es diese Gesellschaft nicht, Empathie und Gerechtigkeit an die (politisch) erste Stelle zu setzen, kurz: sich selbst zu zivilisieren? [ [3]]