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No 472

“Also, meine Vorstellung ist, dass die Ökonomie eigentlich, die Ökonomik, soll eigentlich eine Ermöglichungswissenschaft sein. Das heißt also jetzt nicht, Wolkenkuckucksheim, wir machen alles möglich… aber es gibt viele gesellschaftliche Probleme und die werden demokratisch definiert, was das ist und dann ist es Aufgabe der Ökonomie nach Lösungen zu suchen und sozusagen der Gesellschaft die Lösungen ihrer Probleme zu ermöglichen. […] Das wäre meine Vorstellung von Ökonomie und auch von Wirtschaftspolitik, was sie tun soll.”1 [1]

(Achim Truger, Professor für Sozioökonomie und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Achim Truger im Interview mit Tilo Jung [2], YouTube-Kanal von Tilo Jung, 25.6.2020)

  1. Anm. JJ: Wie schön wäre… Es braucht nicht wiederholt zu werden, wie weit die ökonomische “Wissenschaft” in ihrer universitären Realität davon i.d.R. entfernt ist. Eher ist sie noch das, was Engels in ihr sah: Eine Bereicherungswissenschaft. Und dies erreicht sie auf zugegeben fleißig erdachten, teils mystisch verschachtelten Theorien, über die wir schon oft genug (wütend) den Kopf geschüttelt haben. Summiert die “Theorien”, kann man ihnen nur die Funktion zusprechen, die Benachteiligten einerseits und die Überprivilegierten andererseits genau an ihren Plätzen zu halten. Letzteren eben nur immer mehr vom absoluten Zugewinn zuzuschlagen und positiven sozialen, wie ökologischen Wandel zu verhindern. Umso wichtiger jedoch, ein positives Gegenbild zu entwerfen und es einzufordern. In diesem Sinne sei auch auf das jüngste Impulspapier des Netzwerks Plurale Ökonomik [3] hingewiesen, indem konkrete Forderungen für die Modernisierung der ökonomischen Lehre aufgestellt werden. Würden diese realisiert und andere Ansätze gleichberechtigt an den Universitäten gelehrt, würden viele Neoklassiker*innen wahrscheinlich vor Scham die Seiten wechseln. Viel schlimmer (für die Mächtigen) noch wäre jedoch die Fokusverlagerung, weg von einer Verknappungs- und Bestrafungslehre, die für die Benachteiligten dauernd nur bittere (häufig schädliche) Medizin verschreibt, hin zu einer pluralen “Ermöglichungswissenschaft”, die sich ernsthaft, pflichtbewusst und geistesoffen den Problemen der realen Welt widmet. [ [4]]