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No 515

“Wir stecken in ernsthaften Schwierigkeiten. Denn selbst mitten in einer Pandemie dieses Ausmaßes halten uns eine Handvoll Regierungen und ein paar CEOs regelrecht gefangen. Sie weigern sich partout, ihre Rechte an geistigem Eigentum, das sie für sich selbst beanspruchen, aufzugeben. Aber eigentlich müsste man sehr wohl diskutieren, wessen Eigentum das ist. Schließlich haben in vielen Fällen die Regierungen, besonders in den USA, in Großbritannien und in Deutschland, die Forschung maßgeblich mitfinanziert. Die Frage ist also, warum schreiten die Regierungen nicht ein? Der Grund hierfür wiederum ist: Sie selbst hängen in einem Netz aus Interessen an geistigen Eigentumsrechten, welche sie – im Gegensatz zum menschlichen Leben – für sakrosankt halten. Diese Ehrerbietung gegenüber privater Marktmacht zeigt, wie verkehrt die Weltordnung ist. Wenn wir von der WTO abhängen, um diese Pandemie zu überwinden, dann hat die Welt im Jahr 2021 ein ernsthaftes Governance-Problem – und ein Problem mit der Kontrolle von multinationalen Unternehmen. Es ist absurd, dass mitten in einer Krise der öffentlichen Gesundheit sechs oder sieben Unternehmen am Lenkrad sitzen: Sie entscheiden, wohin geliefert wird, wer für sie zu welchem Preis produziert, welche Ausnahme- und Entschädigungsklauseln verankert oder auch welche Vereinbarungen zur Geheimhaltung getroffen werden. Sie unterminieren weltweit demokratische Institutionen. In Südafrika kämpfen wir um den Zugang zu den grundlegendsten Informationen darüber, wie mit öffentlichem Geld Impfungen gekauft werden. Es ist aber der CEO von Pfizer, der über Zugang, Verteilung und Versorgung bestimmt. Die Öffentlichkeit in Südafrika weiß davon nichts. Ich denke, das ist ein Weckruf für Menschen auf der ganzen Welt, um zu zeigen, warum Widerstand gegen die Pharmaindustrie insbesondere für die öffentliche Gesundheit so wichtig ist. Deren Handeln kostet uns wertvolle Zeit und viele Menschenleben.”

(Fatima Hassan, südafrikanische Juristin – >>Wir stecken in ernsthaften Schwierigkeiten<< [1], im Interview auf Tagebuch.at, 1.5.2021)