Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken
1

No 530

“Den westlichen Regierungen waren diese Menschen schon immer egal. Sie waren lediglich Mittel zu einem Zweck, der aber selbst zu keinem Zeitpunkt klar definiert wurde. Zu Anfang ging es den USA vorgeblich darum, Al-Qaida auszulöschen und die Anschläge vom 11. September zu rächen. Doch Afghanistan war stets mehr als nur ein Schlachtfeld im sogenannten Krieg gegen den Terror: ein potentielles Transitland für Ölleitungen, ein wichtiger Opiumproduzent, eine Lagerstätte für seltene Erden und andere Rohstoffe und ein Nachbarland sowohl des Hauptrivalen China als auch des Erzfeinds Iran. Die strategischen Interessen des Westens in Afghanistan wandelten sich ständig, das Wohl der Menschen im Land zählte aber nie dazu.
Einige naive Glaubenssätze des liberalen Interventionismus wurden eine Zeit lang auch von den weniger kaltblütigen Mitgliedern des Establishments in Washington hochgehalten. Es war aber vorgezeichnet, dass solche Bemühungen schnell mit anderen strategischen Zielen in Konflikt geraten und an der Lebensrealität in Land scheitern würden. Afghanistan im Jahr 2002 war keine Gesellschaft, in der man mit viel Geld und guten Worten eine Demokratie hätte aufbauen können. In einer post-revolutionären Situation wie in Rojava kann dies unter Umständen gelingen, nicht aber Jahre nachdem der sowjetisch unterstützte afghanische Zentralstaat mit Unterstützung des Westens zerschlagen wurde.”

(Alexander Brentler, Autor auf Jacobin – So humanitär endet die Intervention, Jacobin Magazin, 17.8.2021)

Jascha Jaworski

Ein Kommentar

  1. In Rojava hat die kurdische Bevölkerung ihre Vorstellungen von Demokratie umgesetzt. Das ist ein fundamentaler Unterschied, auch dort hätte der Westen, der Demokratien vor allem aufbaut, um eigene Interessen durchzusetzen wohl kaum seine Demokratie hin exportieren können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.