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No 536

“In der Ausgabe der ZEIT vom 16. September erklärt der Immobilienentwickler Christoph Gröner die hohe Zustimmung zur Vergesellschaftung von Wohnraum damit, dass >>den Bürgern nicht klar gesagt wird, dass durch eine Enteignung keine einzige neue Wohnung entsteht<<. Diesem Schein-Argument liegt ein Irrtum zugrunde, denn: Vergesellschaftung von Wohnraum und (preiswerter) Neubau widersprechen sich nicht. […]
Profite erwirtschaften Deutsche Wohnen und Konsorten nicht in erster Linie, indem sie neuen Wohnraum schaffen, sondern indem sie mit bestehendem spekulieren. Dadurch, dass sie Mieten systematisch in die Höhe treiben, vernichten sie vormals bezahlbaren Wohnraum. Ein besonders probates Mittel dazu sind Modernisierungen. So verkündet etwa Roger Akelius, seinem Unternehmen gehe es darum, >>Lebensqualität für die Kunden, zu schaffen<<. Als Beispiel für Lebensqualität führt er unter anderem Eichenparkett an. Hier wird deutlich: Qualität hat ihren Preis. Gezahlt wird er von den Mieter*innen – wenn sie’s denn können. Anderenfalls droht Verdrängung – vielleicht ja in eine der zahlreichen maroden Wohnungen im Besitz von Immobilienkonzernen, die sich kaum um die Instandhaltung ihrer Bestände kümmern, weil durch Instandhaltung keine Gewinne zu machen wären. Kein einziger der Konzerne, die von Vergesellschaftung betroffen wären, investiert vergleichbar intensiv in Instandhaltung wie beispielsweise das landeseigene Unternehmen GEWOBAG.
Für bezahlbaren Wohnraum – für einen starken öffentlichen Sektor
Wenn Immobilienkonzerne doch einmal in Neubau investieren, ist das nicht immer Anlass zur Freude für die Berliner Mieter:innen, denn: Wohnraum ist nicht gleich bezahlbarer Wohnraum. Um Gewinne zu erwirtschaften, müssen stattliche Mieten eingefahren werden. Bei 60% der 2020 vermieteten Neubauwohnungen 14 Euro, bei 49% gar 16 Euro aufwärts. So groß also der Bedarf an Neubauten ist, so naiv wäre die Hoffnung, der Markt werde ihn schon decken.”1

(Bündnis “Deutsche Wohnen & Co enteignen” – Die Mär vom baufreudigen Immobiliengiganten, Webseite des Bündnisses, 23.9.2021)

  1. Anm. JJ: Dass das Bündnis “Deutsche Wohnen & Co Enteignen” trotz aller Falscherzählungen und Angstmacherei so ein eindrucksvolles “Ja” zum Volksentscheid in Berlin erzielen konnte, ist eines der glücklicheren Ereignisse des vergangenen Wahlsonntags gewesen. Man darf gespannt sein, was sich die evtl. nächste Bürgermeisterin Giffey einfallen lassen wird, um den Willen der Berliner Bevölkerung zugunsten der Konzerne und ihrer Aktionäre zu kompostieren. Letztere hatten jedenfalls vollstes Vertrauen in die neue Führung der Berliner SPD, Margaret Giffey: Nach dem lauten “Ja” zur Vergesellschaftung stieg die Vonovia Aktie am Montag nach der Wahl sprunghaft um 4%. []

Jascha Jaworski

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