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No 570

“Die nicht erst seit Corona völlig überlasteten nichtärztlichen Beschäftigten der NRW-Unikliniken streiten schon seit Monaten für Arbeitsbedingungen, die sie nicht selbst krank machen. Die Pfleger:innen, Therapeut:innen, As­sis­ten­t:in­nen und Servicekräfte fordern nicht mehr Geld, sondern schlicht mehr Personal, um eine angemessene Versorgung der Pa­ti­en­t:in­nen sicherzustellen.
Schon im Januar hatten sie der Arbeitgeberseite deshalb ein >>100-Tage-Ultimatum<< gestellt. Mitte April rief die Gewerkschaft Verdi dann zu Warnstreiks auf. Und seit Anfang Mai läuft an den Standorten Essen, Bonn, Aachen, Köln, Düsseldorf und Münster ein unbefristeter Streik. Noch am Dienstag hatten in Bonn mehr als 550 Kli­nik­mit­ar­bei­te­r:in­nen mit einer Demo zusätzlich Druck gemacht. […]
Allein an den Krankenhäusern in NRW fehlen nach Schätzung der Gewerkschaft rund 20.000 Fachkräfte. >>Reine Notwehr<< sei der Streik, erklärte deshalb die Krankenschwester Rita Gottschling unter heftigem Applaus von mehr als 100 Kol­le­g:in­nen in Essen. Wegen Personalmangels müsse nicht nur auf der Intensivstation des Klinikums, auf der sie Corona-Kranke versorge, in vielen Schichten ohne Pause durchgearbeitet werden. >>Unter der schweißtreibenden Schutzkleidung, unter der Haube, unter dem Face-Shield kann man nur schwer atmen<<, sagt die 42-Jährige. >>Trotzdem bleibt uns oft nicht einmal Zeit, genug zu trinken.<< […]
>>Die Streiks sind keine Freizeitbeschäftigung<<, betont deshalb auch die Gewerkschaftssekretärin Schwabedissen. >>Den Beschäftigten geht es darum, die Patientinnen und Patienten gut versorgen zu können, ohne selbst wegen Überbelastung krank zu werden<<. Das Argument der Klinikleitungen, der Markt für Kran­ken­haus­mit­ar­bei­te­r:in­nen sei eben leergefegt, lässt die Verdi-Frau nicht gelten: Nach einer Umfrage der Bremer Arbeitnehmerkammer können sich deutschlandweit allein 300.000 aus ihrem Beruf geflohene Pflegekräfte eine Rückkehr vorstellen – wenn die Arbeitsbedingungen deutlich besser wären.”

(Andreas Wyputta, Journalist – Gegen den alltäglichen Skandal, taz, 25.5.2022)

Jascha Jaworski

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