“Ich habe diesen Brief aus zwei Gründen unterschrieben. Der erste Grund ist, dass die Studierenden ganz einfach das Recht haben zu protestieren. Und der zweite Grund ist natürlich auch, dass ich inhaltlich unterstütze, wogegen sie protestieren, nämlich den Angriff auf Gaza in den letzten Monaten und jetzt insbesondere den Angriff auf Rafah […], die unglaublich hohen Zahlen an unschuldigen toten, verletzten, hungernden Menschen, und die Zerstörung eines ganzen Gebietes, das in ein für Menschen unbewohnbaren Raum verwandelt wurde. Und dazu noch das massenhafte Töten von Kindern […]
Entweder sind wir eine Gesellschaft, wo gerade eben die Universität auch ein Ort des Diskurses ist, ein Ort des Denkens und ein Ort auch der der verschiedenen und der vielfältigen Meinungen ist, oder wir wollen das nicht.
Was mich aber am meisten an der ganzen Sache stört, ist, dass das immer für alle gilt, außer für Palästina. Palästina steht immer außen vor. Die Menschenrechte gelten für alle, außer anscheinend für Palästinenser. Die freie Meinungsäußerung gilt für alle, außer wenn sie sich für Palästina äußern wollen. Und diese Haltung finde ich wirklich nicht in Ordnung. […]
Mein Jüdischsein hat damit eigentlich nicht viel zu tun. Ich bin jemand, der sehr daran glaubt, dass es Menschenrechte gibt, die für alle gelten. Ich bin jemand, der das internationale Recht respektiert und der das gerne respektiert sieht. Und ich sehe nicht gerne, dass einfach massenhaft unschuldige Menschen umgebracht werden, auf dieser industriellen Skala schon gar nicht.
Das hat mit meiner Familie eigentlich so gar nichts zu tun. Ich bin einfach ein Mensch. Und als Mensch widert mich das an.”
(Michael Barenboim, Violinist und Dekan der Barenboim-Said-Akademie – >>Die Menschenrechte gelten für alle, außer anscheinend für Palästinenser”<<, rbb24, 10.5.2024)