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Stella Tauber “Gegen den vorgegebenen Weg”

Stella Tauber berichtet über ihren Versuch, sich als Kind einer Arbeiterfamilie ein Studium zu ermöglichen und schildert dabei die Widrigkeiten und den sozialen Gegenwind, der ihr widerfuhr und sie letztlich zur Aufgabe gezwungen hat:

“Gegen den vorgegebenen Weg” [1]

Wer an die Bildungsrepublik und das bürgerliche “Erhaltungsmärchen” (Franz Walter) der Chancengerechtigkeit glaubt, wird hier eines Besseren belehrt und erfährt exemplarisch, welche Steine vielen Menschen in diesem Land in den Weg gelegt werden, die bemüht sind, ihre soziale Ausgangsposition zu verbessern. Sehr empfehlenswert sind auch die Kommentare, die das Bild der Klassenabschottung und bürgerlichen Ignoranz gegenüber benachteiligten Lebenslagen komplettieren. Wer zusätzlich “harte” Studienergebnisse zur Selektion, die besonders stark in der Schule einsetzt, haben will, möge etwa bei Michael Hartmann nachlesen: “Herkunft und Bildungschancen in Deutschland” [2]. Die OECD ist wirklich keine linke Einrichtung, prangert jedoch seit geraumer Zeit die Bildungsungerechtigkeit besonders in Deutschland an.

Es gehört zu unserem System, den Raum der Talente und Potentiale nicht auszuschöpfen, sondern dies nur nach außen vorzugaukeln. Wie in vielen anderen Bereichen auch (z.B. Löhne, Ausbildungszeit) werden künstliche Knappheiten erzeugt, um jenen “oben” ihre Privilegien zu erhalten, indem jene in der “Mitte” sich durch Ängste nach “unten” hin abgrenzen [3]. So überidentifiziert sich die Mitte mit denen “oben”, und anstatt die bestehenden Machtverhältnisse solidarisch an der Seite der am stärksten Benachteiligten in Frage zu stellen, dient der Schuldschein der “Mittelschicht” auf die zwar gute, jedoch immer unwahrscheinlichere eigene Zukunft dazu, alles Progressive zu korrumpieren. Mit dem Würstchen vor der Nase werden gesellschaftliche Werte einfach niedergetrampelt.