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Prof. Bontrup im Rundumschlag gegen die wirtschaftlichen Irreführungen

Warum die Rente mit 67, wenn hierzulande Massenarbeitslosigkeit vorliegt? Warum gab es in den 70er Jahren Vollbeschäftigung und heute nicht mehr? Warum verarmen immer mehr Menschen und explodiert die Staatsverschuldung, wenn doch immer mehr Wirtschaftsleistung für eine konstante Bevölkerungszahl vorhanden wäre? Wer schafft die realen Werte hinter dem Geld, von dem Reiche völlig leistungslos leben können?

Diese und weitere Fragen beantwortet Prof. Heinz-J. Bontrup in seinem Vortrag aus dem Juli an der Universität Hamburg. Es lohnt sich sehr hineinzuschauen, da Herr Bontrup durch seine klare und lebhafte Sprache die ganze Absurdität unserer Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert verdeutlicht, indem er auf Dinge hinweist, die keine Geheimnisse sind:

Für die Interessierten, die zu einzelnen Themen nachgehen wollen, seien noch ein paar Verweise aufgeführt:

1. Zur Untersuchung der Denkweise von “Eliten” von Michael Hartmann, auf die Bontrup aufmerksam macht, gibt es auf YouTube Beiträge eines Workshops, den Hartmann auf der Sommerakademie von Attac angeboten hat, wir hatten darauf bereits verwiesen.

2. Wer die Thematik vertiefen möchte, dass die Arbeitslosigkeit ein “markt”externes Problem ist – Bontrup spricht davon, dass der sog. Arbeits”markt” ein derivativer Markt ist – sei auf einen Vortrag von Prof. Heiner Flassbeck verwiesen, der wie Bontrup ebenso im Rahmen des AK Real World Economics hierüber referiert. Herr Flassbeck macht deutlich,  wie überaus empirisch blind die vorherrschende Wirtschaftslehre argumentiert, indem sie den Arbeitsmarkt für einen Kartoffelmarkt hält, auf dem eine Preissenkung (= Lohnsenkung) Arbeitslosigkeit beseitigen soll.

3. Wer ein paar Daten zur Entwicklung der Staatsschulden (v.a. seit der Finanzkrise) und zum Lohnverfall in Deutschland einsehen möchte, der sei auf einige Folien von uns hierzu verwiesen. Diese stellen die Lohnentwicklung auch in den Zusammenhang mit der Eurokrise. Zu diesem Zusammenhang hat Heiner Flassbeck ja wiederum unzählige Vorträge gehalten, einer davon wäre hier zu sehen.

4. Zur Finanzkrise seit 2007, in der offenkundig wurde, dass großen Bevölkerungsteilen v.a. in den USA Kredite aufgedrängt wurden, die sie nur dadurch tragen zu können sich haben einreden lassen, dass eine Immobilienblase sie vermögend erscheinen ließ – ein Verbrechen, das viele Menschen in die Existenzlosigkeit gestürzt hat, jedoch die Funktion erfüllte, das Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Stagnation der Masseneinkommen aufrecht zu erhalten – hat (neben vielen anderen) Briggite Unger einen empfehlenswerten Beitrag geschrieben, in dem sie unterschiedliche Erklärungen der Finanzkrise gegeneinander kontrastiert.

5. Zu den unterschiedlichen Arten der Wertschöpfung (Lohn, Zins, Miete und Pacht, Unternehmerprofit), deren Interessensgegensätze Bontrup zur Beschreibung des heutigen Neoliberalus darstellt, hat Stephan Schulmeister einen Beitrag geschrieben, der ebenso bestätigt, wie drei der vier sich gegen die Lohnarbeit verbündet haben. Leider habe ich keinen Link zum eigentlichen Text, der Beitrag “Mitten in der großen Krise” erschien im Sozialismus,Oktober 2011. Schulmeister hält hier auch sehr eingängig vor Augen, wie der Neoliberalismus die Probleme, die er selbst schafft mit neoliberalen Rezepten beantwortet, die wiederum zu neoliberalen Folgeproblemen führen. (Wir erleben es ja auch in der derzeitige Krise, die durch Umverteilung von unten nach oben und Finanzmarktderegulierung als Teilantwort zu untragbaren Bankschulden führte, die vergemeinschaftet wurden und nun wiederum durch Umverteilung von unten nach oben “weggespart”?! werden sollen).

6. Die 5 volkswirtschaftlichen Konten, die Bontrup erwähnt und von denen die Politiker aus dem Finanzausschuss offenbar keine Ahnung hatten, haben wir unter diesem Link aufgeführt. Derartige Zahlen sind von der Deutschen Bundesbank erhältlich, siehe z.B. hier (S.19, Aufrechnung von Geldvermögen und Verbindlichkeiten). Diese volkswirtschaftlichen Daten sind ein sehr nützliches Werkzeug, um viele der Fehlargumentationen der Neoliberalen zu entkräften. So besteht der größte coup ja etwa darin, so zu tun, als hätten die Schuldner keine Gläubiger (Staatsverschuldung ohne viele Reiche als Gläubiger zu nennen, die froh sind, dass sie so einen sicheren Hafen für ihr überschüssiges Kapital haben), bzw. die Gläubiger keine Schuldner (Exportüberschüsse Deutschlands, die etwa Griechenland, Portugal und Spanien als Schuldner nötig haben, da sonst eben keine Überschüsse möglich wären).

Jascha Jaworski

Ein Kommentar

  1. Die Aufklärung tut Not und sollte möglichst viele Menschen erreichen.
    Wir leben heute in einer Wirtschaftsdiktatur, die von Leuten gemacht wird, die wir nicht kennen, die sich im Hintergrund halten und die die Politiker aller Länder an der Nase herum führen!

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