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Flassbeck über die Priorität des Arbeits”marktes”

An dieser Stelle sei verlinkt auf einen Vortrag, den Heiner Flassbeck auf dem Bruno Kreisky Forum 2011 zum Thema Arbeits”markt” gehalten hat (ab Minute 16:50):

Hier macht Heiner Flassbeck erneut deutlich, wie wichtig der sog. Arbeits”markt” in der momentanen Krisendynamik zu werten ist. Er zeigt auf, dass die “Flexibilisierung” des Arbeits”marktes” ein völlig fehlgeleitetes Konzept ist (neben dem propagierten “Wettbewerb der Nationen” oder der “Staatsschulden sind des Teufels”-Ideologie). Da er für die UN Konferenz für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) tätig ist, die u.a die Auswirkungen des Finanzmarktes auf die weltweiten Rohstoffmärkte untersucht hat, vermag er, wie kaum jemand anderes, eine Gesamtbeurteilung über die weltwirtschaftliche Entwicklung und ihre zentralen Determinanten abzugeben. Dies zugleich aus einer keynesianischen Sichtweise heraus, also jener Position, die im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929 aufkam, seit den 70er Jahren jedoch durch die nun vorherrschende (modellplatonische) Neoklassik abgelöst wurde. Für Deutschland hatten wir die katastrophale Entwicklung am Arbeits”markt” u.a. hier dargestellt, die deutlich macht, dass das deutsche Wirtschaftsmodell gescheitert ist und hierbei maßgeblich an der Entstehung der sog. Eurokrise beteiligt ist.

Es sind die Löhne, die als Hauptmechanismus für Nachfrage und somit Beschäftigung sorgen. Zitat aus dem Vortrag:

“Die Löhne steigen nicht mehr, weil die Arbeitslosigkeit gestiegen ist
und jetzt sinkt die Arbeitslosigkeit nicht mehr, weil die Löhne nicht mehr steigen. Wenn sie an dem Punkt sind, ist es vorbei, dann hat man das System gegen die Wand gefahren […] Das kapitalistische System hat sich selbst zu Tode reformiert.”

2011 hatte Flassbeck noch die Hoffnung geäußert, dass die Chance besteht, aus der Krise etwas zu lernen, was die Schädlichkeit der “Flexibilisierung” am Arbeits”markt” anbelangt. Diese Chance zu lernen, wurde leider vertan, wie u.a. unsere Folien zu den eingeleiteten Entwicklungen im Zuge der Eurokrise zeigen. Die Eurozone wird momentan in die Deflation gesteuert, indem die Einkommenserwartungen der Menschen gerade über massiven Lohnverfall vernichtet werden. Das Ziel der EU (unter Federführung der deutschen Regierung) ist gerade Verzicht (zum Preis der gesellschaftlichen Zerstörung aufgrund von Armutsexplosion), um über eine falsch verstandene “Wettbewerbsfähigkeit” eine Politik der Exportexpansion zu erreichen. Da sich so jedoch kein Akteur finden lässt, der bereit ist, den Nachfrageimpuls zu geben (verschärft durch europaweite Schuldenbremsen, sowie einer ähnlich gearteten Nachfragesituation aus den USA und Japan), wird die Weltwirtschaft in die Stagnation getrieben.

Wie zentral die Löhne als Verteilungsmechanismus wären, kann man sich auch dadurch vor Augen halten, dass man ihre Rolle bei der Alterssicherung betrachtet, bei der hierzulande eine Stimmung der Angst gestiftet wurde, um den privaten Rentenversicherern ein Geschäftsfeld zu eröffnen.

Hält man sich all diese Entwicklungen vor Augen, kann man m. E. nur der Aussage von Frau Rittenauer aus dem Vortragspublikum zustimmen, die da sagte:

“Für mich müsste sich besonders die deutsche Sozialdemokratie entschuldigen, für das, was sie ihren Bürgern und damit Europa angetan hat…”

Jascha Jaworski

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