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Arbeitsagentur diffamiert Inge Hannemann

Auch wir hatten über Inge Hannemann [1] berichtet, die als sozial denkende Person ihre Erfahrungen als Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit nutzte, um über die Missstände des Hartz-Systems zu berichten, siehe z.B. hier [2].

Nachdem sie zunächst von ihrem Arbeitgeber freigestellt wurde, hat die Bundesagentur für Arbeit nun noch eine ihre Person diffamierende Pressemitteilung [3] nachgeschoben, in der ihr eine selbstdarstellerische (“Darüberhinaus gefällt sie sich in der Rolle der Märtyrerin”) und gefährliche Motivlage (“Inge Hannemann gefährdet tausende Mitarbeiter der Jobcenter”) unterstellt wird.

Vielleicht mögen sich ja noch mehr Menschen kritisch in die Debatte einbringen. Ich hatte folgende Mail an die Bundesagentur für Arbeit abgesetzt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

zu Ihrer Pressemitteilung vom 14.6.2013, was Frau Inge Hannemann anbelangt (http://www.arbeitsagentur.de/nn_27044/zentraler-Content/Pressemeldungen/2013/Presse-13-035.html [3]) möchte ich zunächst feststellen, dass die Fomulierungen, die Sie wählen aus meiner Sicht heraus einer Behörde nicht angemessen sind.

Zitat: “Frau Hannemann missbraucht ihre angeblichen Insider-Ansichten, um sich in der Öffentlichkeit als einsame Kämpferin für Entrechtete darzustellen”. Hier unterstellen Sie Frau Hannemann eine bestimmte psychologische Motivlage, für die es keine faktische Basis geben kann, da es sich um nicht beobachtbare Konstrukte handelt. Dies kommt mir als Bürger für eine Behörde doch eher ungewöhnlich vor, legt aber wiederum Vermutungen über die Motivlage der Verantwortlichen der Presseerklärung nahe. Sachlichkeit ist hingegen etwas anderes.

Zudem möchte ich auf eine Erwiderung der Plattform gegen-hartz.de verweisen: http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-bundesagentur-diffarmiert-inge-hannemann-9001471.php [4]

Außerdem ermuntere ich zu einer kritischen Auseinandersetzung zu den Hintergründen der Hartz-Reform: http://www.uni-due.de/edit/spindler/ghostwriter_spindler_2012.pdf [5]

Auch mir ist dereinst der unpflegliche Umgang mancher AgenturmitarbeiterInnen mit den “Kunden” aufgefallen. Hierbei räume ich weniger den MitarbeiterInnen die Verantwortlichkeit ein, doch wäre ein systemisches Denken sicherlich angebracht, das Probleme nicht “unter den Teppich kehrt”. Das Hartz-System hat unbestreitbar zu einer Verknappung sozialer Ressourcen bei den Schwächsten einer Gesellschaft geführt und viele Sorgen erzeugt. Die Not drückt sich hierbei bei allen direkt Betroffenen aus, zu denen durchaus auch überforderte MitarbeiterInnen zählen. Eine kritische Aufarbeitung der konzeptuellen Umsetzung, sowie ihrer Vereinbarkeit mit den Grundwerten des Sozialstaats wäre hier jedoch wichtig und sollte gesellschaftlich bestärkt werden.

Mit freundlichem Gruß,

Jascha Jaworski

Nachtrag Johannes Stremme:

Da sich die Bundesagentur in ihrer Attacke so kenntnisreich und selbstsicher über das Hartz-System äußert, habe ich aber immer noch viele Fragen:

Für die „Unzufriedenheiten“ der „Kunden“ ist laut Arbeitsagentur also nicht die Gesetzgebung der rot-grünen Bundesregierung und ihrer Nachfolger oder die Organisationsstruktur der Jobcenter a la McKinsey mit Geschäftsführer (dessen Spar- bzw. „Erfolgspotential“ außer der Reduzierung von Jobcenterbleistiften nur in der Kürzung oder Verweigerung von Leistungen bestehen kann) verantwortlich, sondern Inge Hannemann. Die Bundesagentur wird persönlich gegenüber Frau Hannemann, um offensichtlich eine Drohkulisse für die Jobcentermitarbeiter_innen aufzubauen und nicht wie vorgegebem, um diese in Schutz zu nehmen.

Inge Hannemann hat eine Gegendarstellung [6] zur Pressemitteilung veröffentlicht.

Telepolis zum Thema. [7]