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Nur eine Bananenrepublik braucht eine Interventionsarmee!

Die Bundesmarine hat einen Werbespot veröffentlicht, in der diese sich für das Vorhandensein von Bananen im Supermarkt verantwortlich zeigt, nach dem Motto: “die Marine sichert Handelswege”.  Für ähnliche Aussagen wurde der ehemalige Bundespräsident (und Wirtschaftslobbyist) Köhler zum Rücktritt gedrängt. Ein Bundeswehrmandat zur Bananensicherung ist mir übrigens auch nicht bekannt!

Die Bundeswehr und ihre Geldgeber setzen ihren hemmungslosen Werbefeldzug fort. Mit allen zur Verfügung stehenden Manipulationstechniken wird versucht, alle extremen Nachteile einer beruflichen Laufbahn als Soldat vergessen zu machen und die Soldatentätigkeit als soliden, schicken und sicheren Job reinzuwaschen. Kinder, Jugendliche und ihre (sich nach sicherem Einkommen für ihre Kinder sehnenden) Eltern sind Ziel der PR-Offensive: Jugendoffiziere werben in Schulen ohne strenge Kontrolle im “uneigennützigen” Auftrag der Bundeswehr und ohne (nicht interessengeleitete) organisierte kritische Informationen für die Schüler. Oder der Bundeswehr-Werbetruck für Volksfeste, um den herum die Bundeswehr z.B. gerade auf der Kieler Woche Gummibärchen und Schlüsselanhänger verschenkt. Selbst die Zigarettenindustrie muss über Gefahren und negative Folgen ihrer Angebote warnen, für die Bundeswehr gilt das offenbar nicht, dabei wäre vor vielen Dingen zu warnen:

  • Kampfeinsätze sind häufig tödlich.
  • Im Gegensatz zur Verteidigungsarmee ist die Tötung von Menschen für einen Soldaten in einer Interventionsarmee zwingend.
  • Hohe Wahrscheinlichkeit an meist chronischer Posttraumatischer Belastungsstörung zu erkranken (bewirkt z.B. durch eigene Verletzungen, Todesängste oder das Miterleben oder Zufügen von Leid (gegen) andere Menschen)
  • Soldaten sind Bürger 2.Klasse, viele Grundrechte gelten für sie nicht.
  • der Soldatenberuf ist lebenslang, man kann nicht kündigen (Fahnenflucht 5 Jahre Gefängnis)
  • als Soldat in einer Armee, die an Kampfeinsätzen teilnimmt, besteht immer eine hohe Gefahr in Kämpfen mitwirken zu müssen. Die ständige Antizipation eines Einsatzes stellt eine extreme und dauerhafte stressvolle Situation für den Soldaten und seine Familie dar.

Zusatz Jascha:

Wer sich von der zunehmenden Werbeoffensive der Bundeswehr und der zunehmenden Militarisierung der Gesellschaft einen kleinen Eindruck verschaffen möchte, sei auf den PROKLA Artikel von Euskirchen und Singe (2011) verwiesen. Dort wird u.a. aufgeführt, dass z.B. 2009 180 öffentliche Gelöbnisse stattfanden, 12 große Zapfenstreiche, 115000 Jugendliche von Jugendoffizieren, sowie weitere 281000 von Wehrdienstberatern in der Schule aufgesucht wurden und 3266 LehrerInnen “Fortbiltungen” seitens der Bundeswehr erhielten. 2008 schaltete die Bundeswehr Werbeanzeigen in 170 Schülerzeitungen, sowie in den Jugendmagazinen SPIESSER und BRAVO, druckte 250000 Exemplare ihrer Zeitschrift “infopost” (Zielgruppe 14-21 Jahre, siehe auch “Deine Jugendseite treff.bundeswehr.de”). Zudem geht aus dem Artikel hervor, wie sich die Bundeswehr nicht nur durch nationalen Pathos in den Köpfen, sondern ebenso durch Institutionen wie die “Zivil-Militärische Zusammenarbeit im Inland (ZMZ-I)” mehr und mehr im zivilen Alltag verankert und im Zuge der Amtshilfe seltsamerweise sprunghaft anwachsend im Inland u.a. bei Großveranstaltungen zum Einsatz kommt. Was Auslandseinsätze anbelangt, so macht das obige Video ja in geradezu platt-dreister Weise deutlich, worum es gehen soll. Offenbar muss nicht einmal mehr der Vorwand der “Entwicklungshilfe” vorgeschoben werden. Insofern ist ein Zitat des damaligen Chefs der “Münchener Sicherheitskonferenz”, Wolfgang Ischinger, von 2010 wohl aktueller denn je:

“Soldaten werden dazu ausgebildet, Andere notfalls umzubringen – oder zumindest so zu bedrohen, dass diese es als glaubwürdig betrachten, umgebracht zu werden, wenn sie nicht das tun, was man von ihnen erwartet. Das ist der Zweck. Wenn man das nicht braucht, dann kann man das Technische Hilfswerk und die Polizei schicken.” (Wolfgang Ischinger zitiert nach Euskirchen und Singe, Gesellschaftliche Militarisierung, 2011, S. 42).

Wogegen wir uns richten, sind nicht die Menschen, die inner- und außerhalb der Bundeswehr unter dieser Entwicklung leider elitären Interessen (Handelskriege der Kapitaleigner und politischer Marionetten) zum Opfer fallen, sondern gegen die Zustände zunehmender Militarisierung und Kriegseinsätze im Dienste der Eliten, welche von der Zivilgesellschaft bislang nicht genügend hinterfragt werden. Historische Erinnerungen scheinen nach einigen wenigen Generationen leider arg zu verblassen.

Johannes Stremme

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