Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken
0

No 148

“Eine Gesellschaft, in der Selbstverwirklichung von zentraler Bedeutung ist, hält den Menschen im Grunde für gut und Selbstverwirklichung daher für eine ausgezeichnete Idee. Eine Gesellschaft, die von einem gegensätzlichen Menschenbild ausgeht, setzt dagegen auf Selbstverleugnung, um das Schlechte im Zaum zu halten. Dafür bedarf es regelmäßiger Kontrollen und die Zügel müssen straff angezogen bleiben. Im Westen gibt diese Sichtweise den Ton an, wobei die christliche Ethik als vorletzter Impulsgeber diente. Ja, wirklich als vorletzter. Heutzutage leben wir in der Illusion, uns von der christlichen Ethik befreit zu haben, während wir voller Angst dem nächsten Beurteilungsgespräch entgegenbibbern und geradezu kindliche Freude an den Tag legen, wenn wir eine positive Bewertung bekommen.”

(Paul Verhaeghe, Psychoanalytiker – Und ich? – Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft)

Jascha Jaworski

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.