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No 21

„In unserer Wirtschaft werden sowohl Konsumgüter als auch Kapital- oder Investitionsgüter produziert; die ersteren gehen, wie ihr Name besagt, in den Verbrauch, die letzteren dienen langfristiger Nutzung, für Wohnhäuser und dergleichen, oder dienen selbst wieder der Produktion, für Fabriken, Maschinen usw. An der Erzeugung beider Arten von Gütern wirken die Arbeitnehmer mit; für die Arbeitsleistung in diesen beiden Zweigen der Produktion zahlen die Unternehmer ihnen Arbeitslohn; dieser Arbeitslohn erscheint in der Erfolgsrechnung der Unternehmer als Kosten. Verwenden die Arbeitnehmer nun den ganzen Arbeitslohn zum Kauf der geschaffenen Verbrauchsgüter, so heißt das: die Unternehmer erhalten die ganze von ihnen als Kosten aufgewendete Lohnsumme zurück und geben dafür nur die produzierten Konsumgüter ab; die neugeschaffenen Kapital- oder Investitionsgüter verbleiben ihnen sozusagen gratis und franko. Man könnte das auch so ausdrücken: die Arbeitnehmer schenken den Unternehmern die Kapital- oder Investitionsgüter und sind zufrieden, als Entgelt für ihre Leistung im Produktionsprozeß denjenigen Teil der produzierten Güter zu erhalten, der in Konsumgütern besteht. Auf diese Weise werden die Unternehmer reicher und reicher, die Arbeitnehmer bleiben Habenichtse.“

(Oswald von Nell-Breuning, Theologe, Ökonom und Sozialphilosoph – Kapitalismus und gerechter Lohn)

Jascha Jaworski

2 Kommentare

  1. Hallo Jascha.

    Du hast Dir für die heutige Zeit ein wahres Zitat
    ausgesucht.
    Das Problem ist nur, dass diejenigen die das betrifft, dieses Zitat nicht lesen.
    Und sie kennen weder Nell-Breuning noch lesen sie das, was Heiner Flassbeck von sich gibt oder beschäftigen sich mit den wissenschaftlichen Abhandlungen von Stephan Schulmeister zur Finanztransaktionssteuer.
    Die Situation der abhängig Beschäftigten wird sich ohne eine signifikante Verbesserung des Bildungssystems nicht ändern.
    Dein Hintergrundartikel zum Wirtschaftswachstum für eine Minderheit ist sehr gut lesbar, leicht verständlich geschrieben, und er ist aus meiner Sicht auch richtig.
    Wie könnt ihr das nun einer breiten Öffentlichkeit
    zugänglich machen?
    Weiter so!!!!

    Paul Weidmann

    • Hallo Paul!
      In der Regel werden sie es wohl nicht lesen, das stimmt leider und ich stimme Dir völlig zu, was den Zusammenhang von Bildung und Situation der abhängig Beschäftigten betrifft. Leider wirken ja selbst dort, wo Bildungsauftrag und -motivation zusammen kommen, in Schule und Universität, viele Interessen, die Bildung nicht als Emanzipationsmöglichkeit begreifen, sondern als Aufrechterhaltung des status quo (eine angebotsorientierte VWL und Arbeitgeberverbände, die den WiPo-Unterricht mit einseitigen Schulmaterialien fluten).
      Danke für die Rückmeldung zum Hintergrundartikel. Ja, die eigentliche Kunst bestünde nun darin, viele Menschen zu erreichen. Es ist ja auch so, dass genügend geschrieben wurde auf dieser Welt, nur gibt es nicht genügend interessierte Leser und somit handlungsbefähigte Wissensträger, die rasch etwas verändern würden. Wir werden den Artikel als Flyer weiterhin unter die Leute tragen und hoffen, dass er die eine oder andere Person ein Stück weiterbringen kann und es ein wenig unwahrscheinlicher macht, dass sie die falschen Schlüsse aus den uns bevorstehenden Zeiten zieht. (Was Ideen zur Informationsverbreitung anbelangt, so nehmen wir natürlich gerne Tipps entgegen.) :)

      Viele Grüße,
      Jascha

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