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No 155

“Die Leistungsmessungen werden gern mit dem Etikett transparency versehen – die Kriterien sind angeblich klar und außerdem für alle gleich. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch recht bald, dass die Messungen nur diejenigen betreffen, die die eigentliche Arbeit tun, nicht aber die Messenden selber […] Einer der wichtigsten Soziologen der Gegenwart, Zygmunt Bauman, hat eine anschauliche Metapher gefunden, um die sogenannte Transparenz dieser Messungen an den Pranger zu stellen. Die glass pane, die gläserne Wand am Arbeitsplatz, durch die jeder den anderen sehen und kontrollieren kann, ist seiner Ansicht nach eher ein Einwegspiegel, also ein Spezialspiegel mit zwei unterschiedlichen Seiten, durch den man andere beobachten kann, ohne selbst gesehen zu werden. Die messenden Voyeure hinter dem Spiegel bleiben unsichtbar, während sie die Arbeitnehmer beobachten, die höchstens mitbekommen, wie sich ihr Elend in den sie umgebenden Spiegeln immer weiter vervielfacht.”

(Paul Verhaeghe, Psychoanalytiker – Und ich? – Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft [1])