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Tilo Jung interviewt Glenn Greenwald zu NSA und Imperialismus

Tilo Jung, der mit seinem Format “Jung & Naiv” durch simulierte Naivität berühmten Personen in politischen Interviews nicht nur berechtigte Fragen stellt, sondern sie auch ihre Sichtweisen ausgiebig darlegen lässt, hatte vor kurzer Zeit Glenn Greenwald zu Gast, der intensiv an der Enthüllung der NSA-Dokumente beteiligt ist, zunächst für den Guardian arbeitete und nun auf der unabhängigen Nachrichtenplattform The Intercept publiziert. Die beiden sprechen in unaufgeregter Weise nicht nur über das Überwachungspotential der NSA, sondern ebenso über den US-amerikanischen Imperialismus und die Voraussetzungen eines wirklich unabhängigen Journalismus. Sehr empfehlenswert! (Zu beachten ist, dass das Interview zwar auf englisch ist, jedoch ein deutscher Untertitel wählbar ist. Siehe rechte Seite in der Abspielzeile des YouTube Videos. Hierzu muss das Video allerdings bereits gestartet sein.)


“American Empire – Glenn Greenwald – Jung & Naiv: Episode 168” (YouTube Kanal von Tilo Jung vom 2.6.2014)

 …I think that I began writing about politics because I thought that these institutions were fundamentally corrupted. And I still think they are fundamentally corrupted. And I’d much rather standing outside of them throwing rocks of them than being inside, being comfortably … in one of their … really lovely lounge chairs. … Once you do that you loose everything that originally drove you to want to do this work in the first place. And you may get material benefits from that and greater comfort but you loose everything else that’s much more significant and much more important. And … if I ever reach the point where I actually thought I had paid that trade off, the way that would rest on my conscience would be so much worse than anything else that could happen that no matter benefit or reward is worth that.1

(Glenn Greenwald, US-Journalist und Schriftsteller im Interview bei Jung & Naiv)

Im Hintergrund ist das Holocaust-Mahnmal in Berlin zu sehen, das einen auch daran erinnern kann, zu welch schrecklichen Verbrechen die umfassende Sammlung und Kontrolle der persönlichen Informationen von Menschen genutzt werden kann.

  1. Sinngemäße Übersetzung: Ich denke, dass ich das Schreiben über die Politik angefangen habe, da ich dachte, dass diese Institutionen fundamental korrumpiert sind. Und ich denke noch immer, dass sie fundamental korrumpiert sind. Und ich stehe fiel lieber außerhalb von ihnen und werfe Steine auf sie als in ihnen drin zu sein und in einem ihrer wirklich bequemen Clubsessel Platz zu nehmen. […] Sobald man das nämlich tut. verliert man alles von dem ursprünglichen Motiven, aus denen heraus man die Arbeit einst getan hat. Und auch, wenn man ansonsten materielle Vorteile erhält oder einen größeren Komfort genießt, so verliert man alles andere, das doch viel signifikanter und bedeutsamer ist. Und … wenn ich jemals diesen Punkt erreiche, an dem ich eigentlich denke, dass ich mich auf diesen Handel eingelassen habe, so würde die Art und Weise, wie dies auf meinem Gewissen lasten würde, so viel schlimmer sein als alles andere, das passieren könnte, dass es keinen Vorteil und keine Belohnung gibt, die dies Wert wären. []

Jascha Jaworski

Ein Kommentar

  1. Was ich nach einigem Nachdenken begriffen habe, ist, dass es weder der NSA, noch dem BND oder irgendwelchen sogenannten Eliten dies- oder jenseits des Atlantik gelingen wird, so weiter zu wursteln wie bisher. Dank Snowden ringelt sich die Information über das Ausmaß der totalen Überwachung und ihrer totalitären Auswirkungen wie die Schuhcreme langsam aus der Tube – und noch bestehen die Reaktionen dieser Eliten und ihrer Konzernmedien wesentlich in dem zunehmend verzweifelten Versuch, sie zurück in die Tube zu drücken und ihre pechschwarzen Hände zu verbergen.
    Einen modus vivendi innerhalb des Überwachungssystems zu finden, dürfte fast unmöglich sein und mit der Aufgabe der letzten (für mich sehr erhaltenswerten) Inhalte des egalitären Liberalismus bezahlt werden. Die Alternative – die Abschaffung des Überwachungssystems – ist angesichts der oligarchischen Herrschaftsstrukturen in unseren Ländern gleichfalls fast unmöglich und vielleicht am ehesten durch kryptographische Aufrüstung des Einzelnen zu erreichen, wie Greenwald meint.

    Eine Alternative dazu wurde heute in der Sendung “Essay und Diskurs” von dem Philosophen Bernhard Taureck beschrieben – der Komplex der Geheimdienste und Oligarchen als neue Gottheiten:

    http://www.deutschlandfunk.de/nsa-die-paradoxie-der-ueberwachungsdemokratie.1184.de.html?dram:article_id=285795

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