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No 183

“Und obwohl wir doppelt so viel produzieren insgesamt, nehmen die Sozialprobleme immer mehr zu. Da kann ja irgendwas nicht stimmen, wenn in einer Welt, in der man nur die Hälfte produziert hat, jeder junge Mensch einen voll sozialversicherten Arbeitsplatz bekommen hat, junge Leute sich eine Wohnung leisten konnten und – was für die Dynamik einer Wirtschaft sehr wichtig ist – sozusagen flügge werden konnten. […] die Krise ist für mich nichts anderes als der schrittweise Implosionsprozess der Spielanordnung. D.h., das ist eine Systemkrise, sie wird weitergehen und das Schlimmste steht uns bevor. Weil, wenn ein System sozusagen nicht mehr weiter weiß, dann bedeutet das noch lange nicht, dass man sagt: na gut, dann machen wir was anderes, sondern es setzt diese schwierige Übergangsphase ein, wo – damit sie was Neues anfangen können – das Alte aus ihrem Schädel kriegen müssen. Und das ist das Schwierigste. Das Schwierigste am Lernen ist immer das Verlernen, und die Eliten haben den Kopf voll von bestimmten Vorstellungen, wie die Welt funktioniert. […] Und wenn eben die deutsche Regierungschefin glaubt, man kann den Staatshaushalt vergleichen mit dem Haushalt einer schwäbischen Hausfrau, und wenn sie glaubt, dass, wenn eben die schwäbische Hausfrau sparen muss, weil der Mann arbeitslos geworden ist, dann muss das eben der Staat auch, dann sind wir intellektuell in den späten 1920er Jahren. Wir sind wieder in dieser Vorstellung, dass die Märkte, sich selbst überlassen, die beste Lösung finden werden und der Staat soll sich nunmehr zurückziehen.”

(Stephan Schulmeister, österreichischer Ökonom – Aus einer Welt von Vertrauen und Sicherheit ins >>Jeder ist seines Glückes Schmied<< [1], Vortrag vom 22.11.2012)