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jW zum Tod von König Abdullah: “Geliebte Halsabschneider”

Saudi-Arabiens absolutistischer Machthaber ist verstorben und die Führungsfiguren der >freien Welt< versäumen es natürlich nicht, mit größter Betroffenheit zu kondolieren. Gestern noch ging es um die Menschenrechte und nichts als die Menschenrechte, heute jedoch muss man sie einmal bei Seite schieben, um der Systemverkörperung einer der grausamsten Diktaturen der Erde die Ehre zu erweisen. Die junge Welt dokumentiert hierzu ein wenig:

“Geliebter Halsabschneider – Heuchler aller Länder vereint in Trauer um König Abdullah von Saudi-Arabien” (24.1.2015)

Was sind auch schon zehn Jahre Haft und 1000 Peitschenhiebe wegen Meinungsäußerung, wenn man dafür den “Stabilitätsgaranten” der Region auf seiner Seite weiß. Um welche Stabilität jedoch geht es bei einem Land, dessen Elite islamistische Terror-Kämpfer z.B. in Syrien (Stichwort: “Bandar-Plan”) unterstützt?

Daran erinnert u.a. ein Artikel in The Intercept:

“Die Regierung Abdullah finanzierte enorm zerstörerische Stellvertreterkonflikte wo immer amerikanische Interventionen von sich aus nicht weiterkamen. In der Tat war es in nahezu jedem Aufstand im Zuge des Arabischen Frühlings so, dass Saudi-Arabien gewaltsam zu intervenieren versuchte, um entweder die bestehenden Regime zu stützen oder die Revolutionen in Richtung eigener Interessen zu formen.

In Bahrain intervenierte das saudische Militär, um den Volksaufstand niederzuschlagen, der die Herrschaft der regierenden Al Khalifa Monarchie gefährdete, während in Syrien saudisch finanzierte Gruppen dazu beitrugen, das, was einst ein demokratischer Volksaufstand war, in einen blutigen, unlösbaren Stellvertreterkrieg zwischen regionalen Kontrahenten zu verwandeln, der jetzt der Hauptantrieb des Extremismus im Mittleren Osten ist.”

(The Intercept, Saudi Arabia’s Tyrant King Misremembered as Man of Peace, 23.1.2015, Übers. Maskenfall)

Außenpolitik ist ein einziger Komplex von Lügen. Wohl auf keinem anderen Feld lassen sich so gut Eliteninteressen, Heuchelei und grundlegend unangemessene Gemeinschaftserzählungen beobachten, wie hier. Wohl auf keinem anderen Feld sind die Mainstreammedien jedoch so eifrig dabei, die Realitäten entsprechend den Wünschen der Geopolitiker und Rohstoffsammler zu filtern, und so den weiteren Weg in Richtung Unmenschlichkeit und Barbarei zu bahnen.

Jascha Jaworski

Ein Kommentar

  1. Na na na! Die Saudis sollte man nicht unterschätzen – in Politikerkreisen werden sie schon längst als Inspirationsquelle gewürdigt, s. http://de.wikinews.org/wiki/Mappus_in_der_Kritik_wegen_Lobs_f%C3%BCr_Saudi-Arabien ! Am Ende heißt es noch, die Saudis seien so radikal wie irgendeine beliebige Sunni-Schlächter-Truppe im Zweistromland… https://socioecohistory.files.wordpress.com/2015/01/crime_n_punishment-isis_vs_saudi_arabia.jpg
    Aber das kann ja gar nicht sein! Denn so ein Land würde man doch nie mit Rüstungsgütern unterstützen! Wir doch nicht! Also bitte!

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