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No 225

“Die Häufigkeit, mit der Operationen der >>gezielten Tötung<< namenlose Passanten treffen, gehört zu den auffallenden Lehren der Haymaker Folien [die zum US-Drohnenprogramm geleakt wurden, Anm. JJ]. Die Dokumente zeigen, dass während der fünfmonatigen Periode der Kampagne ungefähr neun von zehn Menschen, die durch die Luftschläge starben, nicht zu den direkten Zielen der USA gehörten. Seit Februar 2013 führten die Luftschläge im Haymaker Programm 35 mal zu einem sog. >>Jackpot<<, ein Begriff, der die Neutralisierung einer Person signalisieren soll, auf die abgezielt wurde, während mehr als 200 Menschen als ‘EKIA’ – >>Enemy killed in action<< [>>in Aktion getöteter Feind<<, Anm. JJ] bezeichnet wurden.
Es gehört zur Standard-Vorgehensweise, in der unwägbaren Welt der entfernten Tötung an entfernten Orten, die Getöteten einfach als >>Feinde<< zu deklarieren, bis anderes bewiesen wurde, wie eine Quelle aus dem Geheimdienstspektrum mitteilte, die Erfahrungen mit Missionen zu hochrangigen Zielen in Afghanistan besitzt und die Dokumente über die Haymaker Kampagne lieferte. Der Vorgang basiert häufig auf reinen Annahmen oder Vermutungen in Provinzen wie Kunar oder Nuristan, wie die Quelle aussagte, besonders, wenn die Getöteten sog. >>Männer im militärfähigen Alter<< (‘MAMs’) sind, um es in der Militärsprache auszudrücken. >>Wenn es keine Befunde gibt, die beweisen, dass die in einem Luftschlag getötete Person entweder keine ‘MAM’ war oder eben eine ‘MAM’ war, die kein ungesetzlicher feindlicher Kombattant war, dann gibt es keine weiteren Fragen<<, wie die Quelle mitteilte. >>Sie bezeichnen sie dann als ‘EKIA’.<<1 [1]

(Manhunting in the Hindu Kush – Civilian casualties and strategic failures in America’s longest war [2], in: The Drone Papers [3], The Intercept, 15. Oktober 2015, Übers. Maskenfall)

  1. Anm. JJ: Zu aller Menschenverachtung und Rechtsfreiheit tritt also auch noch eine hanebüchene Beweislastumkehr, die reihenweise Unschuldige zu Feinden erklären kann. [ [4]]