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No 230

“Hier ist, kurz gesagt, was bin Laden vor 9/11 begriffen hatte: Mit wenigen Millionen Dollar und einer relativ kleinen Anzahl von Anhängern, konnten er und seine Bewegung nicht darauf hoffen, eine Welt im Sinne ihrer glühenden Träume zu schaffen. Wenn er jedoch die >>einzige Supermacht<< des Planetens ködern könnte, dieses Universum zu betreten, als erstes militärisch, würde dies alles verändern und so die Arbeit für ihn erledigen. Und in der Tat (siehe den Einmarsch in Afghanistan, den Einmarsch in den Irak), es war eine Operation, die schätzungsweise 400 000 oder 500 000 Dollar gekostet hat, die 19 passionierte (hauptsächlich saudische) Anhänger beinhaltete, bewaffnet mit nicht mehr als Papierschneidemessern, die genau dies getan hat. Und es hat seitdem nicht mehr aufgehört, weil, genau wie bin Laden es erträumte, Washington al Qaida und ihren Nachfolgern dabei half, sich von den Beschränkungen einer noch eher geordneten, geregelten Welt zu befreien. In diesen letzten 14 Jahren der gescheiterten Kriege und Konflikte jeglicher Art, hat die amerikanische Militärmacht, unterstützt und begünstigt durch die Saudis, die Briten, die Franzosen und andere Länder auf einer Fall-zu-Fall-Basis essentiell den Großraum Mittlerer Osten zerbrochen. Dies half dabei, fünf Failed States zu schaffen (Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und Jemen), Welten, in denen Terrorgruppen gedeihen und in dem Chaos immer mehr Rekruten anziehen konnte. […]
Dies alles ist wie Manna aus dem Himmel für den ‘Islamischen Staat’, je >>unerbittlicher<<, desto besser. Schließlich ist das Ziel der Gruppe, so wie sie in ihrem Magazin und online schreiben, >>die Auslöschung der grauen Zone<< in unserer Welt. Mit anderen Worten, sie streben nach der Schärfung der Unterschiede überall, dies meint, dass sich Abgründe dort auftun sollen, wo Komplexität und Interaktion einst existierten. Ihr Traum ist es, in einer Schwarz-weiß-Welt vollkommener religiöser und politischer Klarheit (und Katastrophe) zu leben, verpflichtet auf das, was amerikanische Experten als >>Kampf der Kulturen<< zu bezeichnen lieben.”

(Tom Engelhardt, US-amerikanischer Blogger und Medienkritiker – Here’s What Not to Do After Paris, The Nation, 19.11.2015, Übers. Maskenfall)

Jascha Jaworski

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