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No 638

“Den meisten Menschen dürfte der 11. September als das Datum bekannt sein, an dem im Jahr 2001 das Terrornetzwerk Al-Qaida mit Passagierflugzeugen Anschläge in den USA verübte. Bereits 1973 wurde jedoch am 11. September Geschichte geschrieben, als das chilenische Militär den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende gewaltsam stürzte und General Augusto Pinochet für 17 Jahre die Macht übernahm. […]
[…] am 11. September 1973, putschte in Chile – mit Unterstützung der USA, die einen Ausbau des sowjetischen Einflusses in Lateinamerika unbedingt abwenden wollten – das Militär unter Führung Pinochets. Noch am selben Tag beging Allende Suizid. Seine Machtergreifung versuchte das Militär mit gefälschten Plänen Allendes zur Errichtung einer Diktatur zu legitimieren. Sofort nach seinem Sturz wurde der Kongress aufgelöst, alle Parteien der Unidad Popular verboten sowie de facto jede politische Betätigung unterbunden. Zudem begannen Militär und Polizei, sowie ab 1974 die neu gegründete Geheimpolizei Dirección Nacional de Inteligencia (DINA), gegen Mitglieder und Sympathisanten der gestürzten Regierung, von Links parteien und von Gewerkschaften repressiv vorzugehen. Eingebunden in diesen Staatsterror war auch die von dem Deutschen Paul Schäfer gegründete Sekte Colonia Dignidad, deren Areal als Folterbasis der DINA sowie als Produktions- und Umschlagstätte für Waffen diente und deren Verbrechen (auch von deutscher Seite) bis heute noch nicht umfassend aufgearbeitet wurden. Nach Schätzungen wurden während der Diktatur in Chile bis zu 500.000 Menschen gefangen gehalten und gefoltert; 3.200 Menschen wurden ermordet (auch im Ausland) oder sind bis heute verschwunden.”1

(Wolfgang Müller-Seedorf & Ingo Rose, Fregattenkapitän, Kulturwirt – 11. September 1973 – Militärputsch in Chile, wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestags, Nr. 16/23, 11.09.2023)

  1. Anm. JJ: Nachträglich zum 50. Jahrestag des Militärputsches in Chile, auf Wunsch eines Lesers wird daran erinnert. []

Jascha Jaworski

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