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Robert Misik zur Ideologie des allgegenwärtigen Wettbewerbs

Robert Misik stellt die Schädlichkeit der zur Ideologie verkommenen Wettbewerbsideen in einem prägnanten Videobeitrag dar:

“Die Wettbewerbsideologie – das größte Übel unserer Zeit”

Denkt man ein wenig über die Wettbewerbsideologie nach, dürfte einem auffallen, wie zentral sie in den Köpfen und Institutionen verankert ist, und wie falsch sie dabei ist. Ihr werden die Menschen in jenen Ländern geopfert, die besonders schwer von der Eurokrise betroffen sind. Hier lässt man die Löhne, Renten und Sozialleistungen rapide fallen, wie es einem gesellschaftlichen Hammerschlag gleichkommt. Ökonomisch gesehen sind die Maßnahmen ohnehin dumm. Doch auch die Eurokrise selbst beruht wiederum wesentlich auf der in Deutschland vorangetriebenen “Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit” durch die Agenda 2010. Heiner Flassbeck gehört ja zu den engagiertesten Aufklärern dieser Dynamik. Diese missverstandene Wettbewerbsfähigkeit (- sie wird häufig als absolut betrachtet, dabei ist sie ein relatives Konzept (es können nicht alle zugleich wettbewerbsfähiger werden), zudem wird sie mit Produktivität verwechselt -) ist dabei ein Schlüssel, um viele Widersprüche zu verstehen, die darauf hinauslaufen, dass trotz größerem Wohlstands (höheres BIP, weniger vorhandene Arbeit, höhere Produktivität) Prekarisierung, Stress und Angst in einer Gesellschaft sich erhöhen. Würde die Wettbewerbsdoktrin durchbrochen werden, indem die Menschen verstehen, dass eine Gesellschaft ihren Wohlstand letztlich für sich selbst produziert, wäre es geradezu eine Selbstverständlichkeit, dass bei steigender Produktivität (= weniger Arbeit für den gleichen Output), es allen besser gehen könnte. Doch natürlich sind hier starke Interessensgruppen am Werk, die die Bevölkerung im Hamsterrad halten wollen, um ihren eigenen Reichtum und ihre Macht zu sichern und dabei zugleich durch Außenhandelsüberschüsse und Niederkonkurrierung über andere Bevölkerungen und deren Ressourcen zu verfügen.

Wettbewerbsfähigkeit ist die Religion unserer Zeit: sie predigt Verzicht und Gehorsam, verspricht Erlösung, hält die Menschen in Angst und Ablenkung und festigt dabei die vorhandenen Machtsprüche der Eliten.

Jascha Jaworski

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