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Heiner Ganßmann: “Merkelantismus”

Heiner Ganßmann schreibt über den Merkelantismus, der die Denkfehler des Merkantilismus wiederholt und dabei seine Irrlehre auf die Eurozone ausdeht:

“Merkelantismus”

Nicht zu vergessen ist, dass dieses Modell dauerhafter Exportüberschüsse unter geistiger Ausblendung seiner Unmöglichkeit zunächst einen großen Vorteil mit sich gebracht hat: Die Arbeitnehmer_innen und damit die Bevölkerungsmehrheit konnte vom Wohlstandszuwachs hierzulande abgekoppelt werden, ohne dass zugleich die Wirtschaft einbrach, da das Ausland als Ersatznachfrager auftrat (siehe z.B. in dieser Grafik die Übernahme der Exportüberschüsse als Wachstumsersatz für den stagnierenden Privatkonsum). Auf diese Weise konnten die Gewinne der Unternehmen (und somit der relativ kleinen Gruppe von Kapitaleignern) hierzulande ungestört anwachsen, während zugleich aufgrund des konstruierten Wettbewerbs der Nationen mit Begriffen wie Wettbewerbsfähigkeit und Lohn”kosten” ein gesellschaftliches Klima gestiftet wurde, in dem nicht nur auf andere Länder geschimpft werden kann, sondern die deutsche Bevölkerung sich selbst für ihre Entbehrungen und Tugendhaftigkeit auf die Schulter klopfen kann. Wenigestens etwas, wenn schon die Arbeitswelt so düster ist. Es macht wütend mitanzusehen, wie Bevölkerungsmehrheiten gegeneinander aufgebracht werden, obwohl sie doch auf beiden Seiten der Landesgrenzen verloren haben. Und währenddessen ziehen verlogene oder eben dumme Wirtschaftsmarionetten durch die Talkshows und verkünden den Menschen, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen, dass sie gegen Chinas Löhne zu konkurrieren hätten, dass Sozialsysteme faul machen, dass das Rentenalter steigen muss, dass Tarifverträge und unbefristete Beschäftigungsverhältnisse von gestern sind und dass die Gesellschaft doch zunehmend nur noch aus Kunden, Unternehmen und Billigarbeitskräften zu bestehen hätte.

Jascha Jaworski

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