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No 93

“Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Unterhalter; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen.”

(Herbert Marcuse, Philosoph und Soziologe der Frankfurter Schule, Versuch über die Befreiung)

Jascha Jaworski

Ein Kommentar

  1. Mein Kommentar war ursprünglich zu “Wieviele Schulden verträgt Afrika gezimmert, aber der Inhalt passt hier genauso gut:

    Der ewige Gegensatz von Regierenden/ Elite vs. Regierte/ Volk:
    Ich füge ihn einfach an

    Aus psychologischer Perspektive lässt sich die Angelegenheit auch ganz anders beleuchten: Denken wir an das Milgram-Experiment – unter den Bedingungen eines sozialen Kontextes, der Hierarchien, top-down-Strukturen von Gehorsam, Gefälligkeit, Gewalt, Macht und Ohnmacht beinhaltet, wechselt der Einzelne von der persönlichen Verantwortungsperspektive in die „Werkzeug-Perspektive“, wobei er flugs jede individuelle Verantwortung ablegen kann, wie auch sein emotionales, mitmenschliches empathisches Selbst und Funktionsträger in höherer Verantwortung wird. Für Funktionsträger sind die zwischenmenschlichen Bindungen, die eine Relation sonst bestimmen, mindestens aus/ in professioneller Sicht hinfällig. Es zählen nur noch der Zweck der Unternehmung und deren Durchführung auf möglichst effektive, profitable und rationelle Weise.
    Hinzu kommt, dass je weniger Macht denen unten im System zugebilligt wird, sie um so weniger als „Menschen“ / ihresgleichen von denen wahrgenommen werden, die sie administrieren – sie werden schlicht zu Macht-Objekten. Kollateral-Schäden bei Machtobjekten entbehren jeder Bedeutung.

    Im Umkehrschluss lässt sich nur sagen:
    die Distanz zwischen Regierten und Regierenden ist hierzulande eindeutig zu groß
    die Bedeutung, Macht, Gewalt der Regierten muss vergrößert werden
    Entsprechend die Bedeutung, Macht, Gewalt der Regierenden verringert werden
    die Rolle der Regierten muss anders und machtvoller geschnitten werden mit komplementär geringer gewichtiger Rolle der Regierenden
    so dass ein sinnvolles Kräfte-Feld aufgebaut wird, innerhalb dessen Verhandlungen wichtiger Positionen überhaupt auf Augenhöhe durchführbar werden
    so dass De-Humanisierung der Regierten aufhört, Mitmenschlichkeit Praxis und nicht nur Ideal ist,
    so dass Gleichheit nicht nur auf dem Papier steht, sondern gelebt werden kann – wohlgemerkt GLOBAL
    und Hegemone von ihren Piedestals geholt werden, seien sie politisch, juristisch oder ökonomisch „legitimiert“

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