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“Kinder durften… in die Panzer klettern”, die ARD im “perception management”

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Hauptinhaber des bei weitem mächtigsten Militärbündnisses der Welt, vereinen mit ihren “Partnern” (die sie jedoch gern im Blick behalten) Rüstungsausgaben in Höhe von rund 1000 Mrd. US-$ – mehr als die Hälfte der Rüstungsausgaben des gesamten Planeten – auf sich, und verlieren nach Jahrzehnten ihre ursprüngliche Daseinserzählung. Was tun Sie?

Sie entwerfen zunächst Begriffe wie “responsibility to protect”, um immer dort Ihre “Schutzverantwortung” für Menschenleben zu entdecken, wo diese “zufälligerweise” durch Waffengebrauch (statt der Umsetzung ökonomischer Gerechtigkeit) erreichbar scheint. Oder Sie propagieren gewalthafte Auseinandersetzungen als Völkermord, um ein Land in veränderte Grenzen zu bomben, und so einmal mehr ihre “Unentbehrlichkeit” bewiesen zu haben. Wenn das nicht genügt, versuchen Sie schließlich, den alten Feind zu reanimieren, indem Sie trotz anderweitiger Zusagen bis an seine Grenzen expandieren und dazu “ermuntern”, dass sich “geeignetere” Figuren in den ihn umgebenden Ländern an die Regierung bringen (lassen). Und wenn dieser dann anfängt, seinerseits Geopolitik zu betreiben, um nicht selbst als weiteres “Erfolgsprojekt” der Geopolitiker des Westens dazustehen, fangen Sie das Säbelrasseln an, fahren mit Panzerkolonnen quer durch Europa und lassen die Medien kräftig mitbasteln am positiven Image der “Notwendigkeit” Ihrer Kriegsmaschienerie im “Friedensdienste”, so etwa auf tagesschau.de:

“Die Einwohner von Turi hatten die Gelegenheit, das moderne Kriegsgerät der US-Streitkräfte aus der Nähe zu bestaunen. Kinder durften hinter dem Steuer der Fahrzeuge sitzen und in die Panzer klettern. Die Besucher der Roadshow waren begeistert: >>Das gibt uns Sicherheit gegenüber Russland. Damit es hier friedlich bleibt. Ich finde es sehr gut, dass sie hier sind<<, sagt ein Mann.”

Siehe: “US-Konvoi rollt durch NATO-Staaten – Machtdemonstration auf der Straße” (tagesschau.de vom 22.3.)

Mit solchen Medien haben die Führungskreise der Vereinigten Staaten natürlich eine hervorragende Ausgangsposition, um das umzusetzen, was ihre Militärs bereits im Jahr 2000 im Strategiepapier “Joint Vision 2020” konstatieren durften: die zentrale Relevanz des Informationskrieges, zu dessen Zielen neben den klassischen Informationsoperationen eben auch das “perception management” zählt, und zwar in “crisis”, “conflict” UND “peace”. (Propaganda gibt’s ja aber nur im Osten).

Wer nun die Kritik am NATO “Verteidigungsbündnis” und seinem Hauptaktionär für linken Defätismus hält, sei an einen Monitor-Beitrag aus dem August 2014 erinnert, in dem der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Eberhard Sandschneider, zu kritischem Wort kommt:

“Die NATO ist eine Institution, die seit über 25 Jahren auf der Suche nach einem neuen Feindbild ist. Jetzt bietet sich Russland praktisch automatisch an, und natürlich ist das für jemanden, der aus der Philosophie und aus dem Interesse der Institution denkt, eine geradezu ideale Gelegenheit, um all die Dinge, die man in normaleren, in ruhigeren Zeiten nicht umsetzen kann, jetzt auf den Weg zu bringen.”

(Eberhard Sandschneider im Monitor-Interview, “Russland vs. NATO: Droht ein neuer Kalter Krieg?”, Monitor, 21.8.2014)

Was der eigentliche Sinn der NATO ist, hatte jedoch der einflussreiche Präsidentenberater und Geopolitiker Brzezinski bereits in seinem berühmten Buch von 1997 dargelegt:

“Die globale Vorherrschaft Amerikas wird solchermaßen durch ein ausgetüfteltes System von Bündnissen und Koalitionen untermauert, das buchstäblich die ganze Welt umspannt. Die Nordatlantische Allianz, die unter dem Kürzel NATO firmiert, bindet die produktivsten und einflussreichsten Staaten Europas an Amerika und verleiht den Vereinigten Staaten selbst in innereuropäischen Angelegenheiten eine wichtige Stimme.”

(Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht, 1997, S. 48/49 der 4. Auflage)

Welche zynischen Mittel die Führungsetage der Vereinigten Staaten zur Anwendung bringt, um ein Imperium zu bleiben, und sich daher den Zugriff auf den eurasischen Superkontinent zu sichern, hatte ja erst der Leiter von STRATFOR, George Friedman, auf einem Vortrag im Chicago Council ausgeplappert. Die NachDenkSeiten hatten darüber kürzlich berichtet: “Nachtrag zur Friedman-Rede” (NDS vom 16.3.)

Ob der Sinn der Rundfunkbeiträge an die ARD auch in der Finanzierung einer Bühne für das “perception management”, das der Aufrechterhaltung weltweiter Vorherrschaft und zunehmender Militarisierung, sowie Kriegen dient, liegen sollte? Aber immerhin, Monitor zeigt, dass es neben viel Schatten, auch ein wenig Licht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt.

Jascha Jaworski

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