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Zwei Meldungen, die den Zeitgeist und seine Verheerung in Europa auf den Punkt bringen

Manchmal genügen zwei jüngere Medien-Zitate, um den institutionell verankerten Zeitgeist und seine Nicht-Passung auf die Welt (sofern man eine friedliche und gerechte wünscht), deutlich zu machen:

Nummer 1:

Die EU kann Italien nicht jahrelang durchschleppen
[…] Noch hat dieser Staat eines der modernsten Rentengesetze der westlichen Welt. Weil die Menschen auch hier älter werden, ist der Ruhestand an die Lebenserwartung geknüpft. Wer heute jung ist, soll standardmäßig bis 71 arbeiten. Ja, die Rede ist tatsächlich von Italien. […]
Deshalb sollte es Europa der Koalition aus Lega und Cinque Stelle besonders schwer machen. […] So eine unübersichtliche Gemengelage wird es der Regierung in Rom erschweren, sich auf Kosten von Brüssel zu profilieren. Und langsam wird der Druck der Kapitalmärkte zu spüren sein. Dann gibt es zwei positive Szenarien. Nummer eins: Italiens Populisten erleben ihren Alexis-Tsipras-Moment. Der griechische Premier erkannte 2015 nach einem halben Jahr Wüten gegen Brüssel, dass die Griechen den Euro nicht verlassen wollten – und schwenkte auf Kompromiss. Szenario Nummer zwei: Die Italiener wählen die Populisten ab.
Szenario Nummer drei ist weniger positiv: Italiens Populisten setzen sich fest, bleiben populistisch – und prassen ihr Land aus der Euro-Zone. Noch gibt es Hoffnung, dass die Geschichte nicht so endet.”

(Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vom 17.10.2018)

Nummer 2:

“[…] Italien am stärksten von Armut bedroht
In Bulgarien, Rumänien und Griechenland war 2017 laut Eurostat mehr als ein Drittel der Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Für Bulgarien und Rumänien bedeutet dies im Vergleich zu 2008 eine deutliche Verbesserung, während Griechenland den europaweit höchsten Anstieg des Armutsrisikos verzeichnete.
Merkliche Anstiege des Armutsrisikos gab es laut Eurostat neben Griechenland auch in Italien, Luxemburg, Spanien und den Niederlanden. In Italien waren in 2017 demnach 17,4 Millionen Menschen von Armut oder Ausgrenzung bedroht – mehr als in jedem anderen EU-Land.”

(Meldung auf tagesschau.de vom 16.10.2018)

Das hält nur noch miteinander verträglich (auch im supranationalen Sinne), wer zu den Orthodox-Marktreligiösen zählt, die nach all den schlagenden Gegenbefunden meinen, “die Märkte”, ob nun “Arbeitsmärkte” oder Finanzmärkte, würden Gerechtigkeit und Frieden schaffen.

Zur Erinnerung an Marktdruck und Vertragskorsett ein Verweis auf damalige Folien unsererseits.

 

Jascha Jaworski

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